Softwareschulung

Kaum virtuelle Klassenzimmer in Deutschland

24.09.2004
MÜNCHEN (CW) - SAS hat das virtuelle Klassenzimmer in das Schulungsangebot für seine Kunden integriert. Wie es derzeit in Deutschland um diese Möglichkeit des Online-Lernens bestellt ist, wo Möglichkeiten und Schwierigkeiten liegen, darüber gibt Norbert Seibel, Manager SAS Training bei SAS Deutschland Auskunft.

CW: Das virtuelle Klassenzimmer ist ein fester Bestandteil des Schulungsangebots von SAS. Wann hat Ihr Unternehmen damit begonnen, und wie sehen Ihre Erfahrungen seither aus?

SEIBEL: Die "Live Web Classes", so heißen unsere Schulungen via virtuellem Klassenzimmer, existieren seit etwa drei Jahren. Während das Angebot in den USA von den Kunden recht schnell und flächendeckend angenommen wurde, tun wir uns in Deutschland noch schwer. Bei SAS in den USA wählen mittlerweile 14 Prozent aller Teilnehmer unserer Softwareschulungen die Live Web Class. Allein in diesem Jahr gab es eine Steigerung um 100 Prozent. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.

CW: Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?

SEIBEL: Wir haben es hier wohl in erster Linie mit einem kulturellen Problem zu tun. Alles in allem sind US-amerikanische Unternehmen schneller bereit, auf neue Trends und neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Von amerikanischen Kollegen weiß ich, dass Schulungen, die früher auf mehr als einen Tag angesetzt waren, heute in einigen Stunden absolviert werden müssen. Kosteneinsparungen bei vergleichbar guten Weiterbildungsergebnissen sind dort das Gebot der Stunde. Die deutschen Unternehmen stehen eigentlich vor der gleichen Aufgabe, aber sie scheuen noch den Umstieg auf die Schulung per virtuellem Klassenzimmer.

CW: Kostenersparnis ist ein wichtiges Stichwort. Wie lässt sie sich umsetzen?

SEIBEL: Die Unternehmen sparen Reisekosten und Reisezeit. Bei den Live Web Classes verlassen die Mitarbeiter das Unternehmen nicht, sondern sind lediglich für ein paar Stunden beschäftigt, einfach, als wären sie in einem internen Meeting. Der Aufwand für Organisation und Vorbereitung des Trainings liegt deutlich niedriger als bei herkömmlichen Präsenzveranstaltungen. Studien unserer Kollegen in den USA haben ergeben, dass der Anteil der Teilnehmer an Live Web Classes ab einer Entfernung von 60 bis 100 Meilen vom nächsten Trainingscenter sprunghaft steigt.

CW: Warum ist es in Deutschland so schwierig?

SEIBEL: Wir müssen Aufklärungsarbeit leisten. Momentan ernten wir durchweg Begeisterung, wenn wir Unternehmen von den Möglichkeiten der Live Web Classes berichten - und die Abschlussquote fällt dann deutlich dahinter zurück. Wir müssen den Unternehmen die Angst vor dem neuen Medium nehmen, damit sie sich den Wechsel zutrauen. Die Personalentwickler, mit denen wir sprechen, kennen den Virtual Classroom und seine Vorzüge, die Fachabteilungen jedoch nicht. Die Entscheider auf Fachebene sind zu überzeugen.

CW: Wie ist Ihr Virtual-Classroom-Konzept aufgebaut?

SEIBEL: Der Lernende braucht nicht mehr als eine ISDN-Verbindung ins Internet, möglichst mit 128 Kilobit pro Sekunde, ideal ist natürlich DSL-Geschwindigkeit. Client-seitig gibt es keinerlei Softwarevoraussetzungen und keine exotischen Anforderungen an das System. Das ist unserer Ansicht nach ganz wichtig, denn andernfalls sind Komplikationen programmiert. Das Seminar findet dann in Form einer Web-Konferenz statt, für die wir Office Live Meeting nutzen. Damit lassen sich Powerpoint-Präsentationen und Softwaredemos einfach übertragen, für die Kommunikation zwischen Vortragendem und Lernern sowie der Lernenden untereinander gibt es unter anderem ein virtuelles Dashboard und einen Chat. Die Tonübertragung läuft über eine Telefonkonferenz.

Virtuelles Klassenzimmer

Während das virtuelle Klassenzimmer in den USA bereits heute aus der Weiterbildungs- und Trainingsstrategie vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken ist, steckt das Thema hier zu Lande noch in den Kinderschuhen. Die Idee des "Virtual Classroom" ist einfach: Die Teilnehmer einer Fortbildungsmaßnahme kommen in einem abgeschirmten Bereich im Internet zusammen, wo ihnen ein Trainer bestimmte Inhalte vermittelt - nicht vom Podium aus, sondern über Bildschirm und Lautsprecher.