Abhilfe schaffe eine methodische Anforderungsanalyse, empfiehlt der Manager nicht ganz uneigennützig. Sein Unternehmen hat dazu eine Methode entwickelt, die jeweils den Nutzungskontext einer Anforderung ermittelt und analysiert. Dazu befragen Spezialisten die Anwender vor Ort und definieren so genannte Kontextszenarien, die später in den Spezifikationen berücksichtigt werden.
Erfolgsentscheidend für Offshore-Projekte ist in vielen Fällen, wie die Verantwortlichen mit den Anfangsschwierigkeiten umgehen und welche Lehren sie daraus ziehen. Lufthansa Cargo beispielsweise sammelte bereits 1999 erste Erfahrungen mit Offshore-Diensten. CIO Diaz Rohr hat daraus eine lange Liste mit "Lessons learned" und Verbesserungsvorschlägen entwickelt. Darunter findet sich auch eine "Verpflichtung zum Mitdenken" für die Offshore-Mitarbeiter, die möglichst vertraglich vereinbart werden solle.
Von den Erfahrungen aus vorangegangenen Outsourcing-Projekten konnten die Hessen offenbar profitieren. Im Jahr 2002 lagerten sie Betrieb und Wartung des Auftrags-Management-Systems an die indische Firma Hexaware aus. Dabei handelt es sich um die zentrale Kernanwendung von Lufthansa Cargo, wie Diaz Rohr betont. Zwar führe die komplexe Aufgabe beim Dienstleister zu einem höheren Personalbedarf als im Inhouse-Betrieb. Dieser Effekt werde aber durch niedrigere Lohnkosten weit überkompensiert. Unterm Strich ergäben sich Einsparungen von 800.000 Euro pro Jahr.
BMW steht noch am Anfang
Noch am Anfang steht dagegen der Automobilkonzern BWM mit seinen Offshore-Bemühungen. Absar Husain, Leiter Group Rechenzentrum Asien, Pazifik Oceania, bevorzugt den Begriff Outtasking, denn bei BMW gehe es nicht um das Outsourcing von Menschen, sondern von Aufgaben. Unter dem Motto "Meet Indian IT@BMW" luden die Bayern im September ausschließlich indische Offshore-Anbieter mit deutscher Niederlassung zu einem Informationstag.
Dabei hatte Husain bereits mögliche Kommunikationsprobleme und Wissensdefizite im Blick: Potenzielle Servicepartner müssen sowohl vertikale als auch horizontale Prozesskenntnisse ausweisen und darüber hinaus eine weitere Forderung erfüllen: "Die Kommunikation mit unseren Mitarbeitern muss in unserer Landessprache erfolgen."