Rundfunk

Katastrophenfälle: Streit um FM-Radio im iPhone

29.09.2017
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
US-Behörden und -Politiker wollen, dass man mit dem iPhone UKW-Radio empfangen kann. Apple bestreitet, einen versteckten Chip zu blockieren.

Das iPhone hat nach Ansicht der US-Behörden einen Chip eingebaut, der UKW-Radio empfangen kann und somit der Nutzer auch Informationen, wenn das (mobile) Internet ausgefallen ist, weil etwa den Funktürmen der Strom fehlt oder sie im Sturm bereits geknickt sind. Der Chip sei jedoch deaktiviert, Apple könne ihn per Softwareupdate entsperren. Genau das hätte der Hersteller während der Hurricane-Saison auch tun sollen, um im Katastrophenfall mehr Menschen mit Nachrichten versorgen zu können, fordert der Vorstand der Handelsbehörde FCC Ajit Pai.

Blockiert Apple den Radioempfang in seinen iPhones?
Blockiert Apple den Radioempfang in seinen iPhones?
Foto: Denys Prykhodov - shutterstock.com

Andere Smartphone-Hersteller hätten das ermöglicht, deren Nutzer hätten sich etwa über eine 19-stündige Non-Stop-Radio-Sendung aus St. Petersburg, Florida, während des Sturms Irma über Wasserstände oder Evakuierungsmaßnahmen informieren können. Apple verweigere sich einer derartigen Freigabe des Radioempfängers im iPhone, Pai hofft jedoch, der Hersteller würde seine Position überdenken und die "Sicherheit der Amerikaner an erste Stelle" setzen. Auch aus dem Senat kommen Initiativen, die Smartphone-Hersteller zwingen sollen, Radio auf den Geräten anzubieten. Dass Apple die von Radiostationen gesendeten Informationen blockieren, sei bedenklich, meint der Sprecher der National Association of Broadcasters, Dennis Wharton.

Apple widerspricht jedoch der Darstellung der FCC, der NAB und der Politiker, es sei in der Lage, mit einem Update einen geheimen Chip zu aktivieren. Die iPhones der Modellreihen 7 und 8 hätten einen solchen nicht und auch die Antennen der Geräte würden die UKW-Frequenzen nicht unterstützen. Interessanter Weise erwähnt Apple in seiner Stellungnahme gegenüber iMore keine älteren Modelle.

iPhone-Nutzer haben jedoch im Katastrophenfall die Möglichkeit, von den Behörden per Push-Nachricht versendete AMBER-Nachrichten zu erhalten - hilft aber nicht viel, wenn Fest- und Mobilfunknetz ausgefallen sind. Apple versichert in seiner Antwort auf die Forderung nach einer UKW-Freigabe: "Apple kümmert sich intensiv um die Sicherheit unserer Kunden, besonders in Krisenzeiten und deshalb haben wir moderne Sicherheitslösungen in unsere Produkte eingebaut." Dabei erwähnt der Hersteller die Möglichkeit, auch aus dem Sperrbildschirm heraus den Notruf zu tätigen oder dort einen Medizinpass anzuzeigen.

In einer Pressemitteilung weist Apple zudem darauf hin, welche Anstrengungen die Gemeinschaft seiner Mitarbeiter und Kunden unternommen hat, den Opfern der Stürme mit Nahrungsmitteln, sauberen Wasser und finanzieller Hilfe beim Wiederaufbau beizustehen. Über iTunes und das Amerikanische Rote Kreuz hat Apple Spenden gesammelt, bisher sind 13 Millionen US-Dollar zusammengekommen. Die Hilfsleistungen waren Tim Cook auch eine kurze Erwähnung auf der Keynote zur Vorstellung der neuen iPhones wert. (Macwelt)