Karrierechancen im IT-Mittelstand

25.07.2002
Von Hiltrud Osterried

Normalerweise ist in deutschen Unternehmen Karriere gleichbedeutend mit Erklimmen der Hierarchieleiter und der Führung einer möglichst großen Abteilung. Nicht so bei dem Saarbrücker Software- und Beratungsunternehmen IDS Scheer, wo Karriere nicht unbedingt mit Führungsaufgaben einhergehen muss. Nicht das Erreichen von Positionen wird belohnt, sondern der Aufbau und die Erweiterung persönlicher Kompetenzen. So gibt es in der Entwicklung die Möglichkeit, dass ein hervorragender Software-Engineer, der Experte in einem Fachthema ist, Senior Manager wird, ohne Personalverantwortung zu übernehmen.

„Der Aufstieg bei einem Mittelständler ist schneller möglich, weil alles flexibler und unbürokratischer gehandhabt wird“, sagt Rosemarie Clarner, Personalchefin bei IDS Scheer. Das Software- und Beratungshaus unterzieht die Einsteiger nach zwei bis drei Jahren Betriebszugehörigkeit einer Potenzialanalyse. Danach werden den Mitarbeitern die verschiedenen Karrierewege aufgezeigt.

Doch der rasche Aufstieg und viel Geld sind nicht die alleinigen Anreize für Bewerber. „Wir waren nicht bereit, die Spitzengehälter zu zahlen, die nötig gewesen wären, um Spezialisten aus anderen Unternehmen zum Wechsel zu bewegen“, berichtet beispielsweise Rüdiger Zeyen, Vorstandsvorsitzender der Conet Consulting AG in Hennef. Trotzdem habe er gutes Personal bekommen, das sich wohlfühle. „Wenn die Arbeitsinhalte und das Betriebsklima stimmen, kommt es auf die letzten 5000 Euro nicht an.“

Inzwischen können aber auch viele IT-Mittelständler, was die Bezahlung anbetrifft, mit den Großen mithalten. Sie bieten ebenfalls Gehaltsmodelle mit fixen und variablen Anteilen. Und selbst kleinere Betriebe wie Conet mit rund 200 Mitarbeitern haben eine betriebliche Altersvorsorge eingeführt. Auch was die Karriereperspektiven angeht, etwa die Möglichkeit, neben der klassischen Linien- eine Fachlaufbahn einzuschlagen, brauchen sich die kleineren Unternehmen nicht zu verstecken.

In großen Unternehmen heißen die Hierarchiestufen beispielsweise Mitarbeiter, Teamleiter, Teilprojektleiter, Projektleiter, Bereichsleiter und Abteilungsleiter. Die Mittelständler sind flacher organisiert, aber ab einer bestimmten Größe kommen auch sie nicht mehr ohne Positionsabstufungen aus. Beispielsweise finden sich in einer Softwareschmiede im Bereich Entwicklung Software-Engineer, Senior Software-Engineer, Manager, Senior Manager und Director.

Da in den vergangenen Jahren im IT-Bereich Personalknappheit herrschte, ergriffen viele Mittelständler Eigeninitiative und bildeten ihre Mitarbeiter selbst aus. Saxonia etwa stellte viele Studienabbrecher ein und qualifizierte sie über ein eigenes Bildungsinstitut. „Von zehn Arbeitsmonaten pro Jahr entfielen ein bis zwei auf die Fortbildung. Das bedeutete eine enorme Kostenbelastung, die wir uns jetzt nicht mehr leisten können“, berichtet Vorstand Mönch. Das ist auch gar nicht mehr nötig. Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern ist auch für Mittelständler viel einfacher geworden.