Dual Career

Karriere? Nicht ohne meinen Partner!

25.08.2011
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Vorbild Universitäten

Jörg Breiski, Mercuri Urval: "Unternehmen erproben oft erst neue Recruiting-Methoden, wenn ihnen keine Wahl mehr bleibt."
Jörg Breiski, Mercuri Urval: "Unternehmen erproben oft erst neue Recruiting-Methoden, wenn ihnen keine Wahl mehr bleibt."
Foto: Privat

Neben strotzender Arroganz herrscht oft Unwissenheit in Personalabteilungen. Dual Career oder "Spouse Management", wie es bisweilen heißt, sind noch ziemlich unbekannt. Zwar werden Themen wie Frauen in Führungspositionen oder die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben seit Jahren breit diskutiert. Sieht man aber genau hin, tut sich wenig in der Wirtschaft. "Unternehmen bewegen sich erst, wenn ihnen keine Wahl bleibt", sagt Jörg Breiski von der schwedischen Personalberatung Mercuri Urval in München. "Offenbar ist der Schmerz noch nicht groß genug."

In dieser Hinsicht sind Universitäten schon weiter. Dort geht man im Wettbewerb um die besten Köpfe effektiver vor. Rund 40 deutsche Hochschulen, schätzt Kerstin Dübner-Gee, die das Dual Career Office an der Technischen Universität München leitet, hätten bereits solche Anlaufstellen eröffnet und zum großen Teil auch schon Netzwerke zur regionalen Wirtschaft geknüpft. "Professoren", erläutert sie die Gründe für Dual Career, "übernehmen einen Lehrstuhl oft nur dann, wenn auch die Familie mitkommen und einen Mehrwert im oft belastenden Ortswechsel erkennen kann." Im Klartext: Ohne berufliche Perspektiven für die Partner und ohne Unterstützung der Familie kommt niemand.

Weil nicht alle Partner im wissenschaftlichen Bereich eine Arbeit finden, wird das Netzwerk zur regionalen Wirtschaft "angezapft". In München arbeitet Dübner-Gee mit Siemens, General Electric, dem Fraunhofer Institut oder auch Infineon zusammen. "Als potenzielle Arbeitgeber von heftig umworbenen Fach- und Führungskräften müssen Unternehmen künftig mehr anbieten als Umzugshilfen", sagt Ralf Memmel. Er verantwortet beim Münchner Chip-Konzern das Talent Marketing und ist zuständig für die Themen Diversity und Gesundheit. Man engagiere sich nicht zuletzt deshalb im Dual-Career-Netzwerk der TU München, weil noch immer "viel zu wenige hochqualifizierte Frauen im technisch-wissenschaftlichen Bereich Karriere machen".

Experten halten Dual Career für einen zukunftsträchtigen Ansatz im Recruiting, gerade in der Wirtschaft. Doch es braucht Zeit, bis Firmen sich damit anfreunden. Zwar sind Unternehmen durchaus bereit, tief in die Tasche zu greifen, um spezielle Leute zu gewinnen. Entweder gewähren sie einen Gehaltszuschlag (spousal allowance), den der Partner für einen Headhunter, eine Karriereberatung oder eine Weiterbildung verwenden kann. Personalberater Breiski kennt auch Firmen, die Häuser mietfrei zur Verfügung stellen und Boni gewähren, damit der Kandidat den Arbeitsvertrag unterschreibt.