"Karriere? - Doch nicht hier!"

12.02.2004
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Auf Umsatzeinbrüche reagierten viele Firmen in den vergangenen zwei Jahren mit Entlassungen, eingefrorenen Gehältern und zusammengestrichenen Weiterbildungsbudgets. Zurück blieben Mitarbeiter, die sich ihrer Entwicklungsmöglichkeiten beraubt sehen und nur auf die nächste Chance zum Absprung warten. Die Unternehmen dagegen suchen nach Instrumenten, um die Personalkosten zu flexibilisieren.

Mitarbeiter und Unternehmen haben aus der wirtschaftlichen Krise durchaus unterschiedliche Lektionen gezogen. Das zeigen zwei aktuelle Studien der CSC Deutschland Akademie, der Vergütungsberatung Dr. Dr. Heissmann und der Personal-Marketing-Agentur Fiebes in Company. Zwar bestätigen sowohl die über 1500 befragten Fachkräfte als auch die 67 interviewten Personalverantwortlichen, dass ihre Unternehmen seit 2001 Mitarbeiter entlassen sowie unter anderem an den Gehältern und der Personalentwicklung gespart haben. Während 61 Prozent der Mitarbeiter sich über eine verschlechterte Arbeitssituation beklagen, glauben zwei Drittel der Personaler an eine hohe Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter - sie bewerten diese zum großen Teil sogar noch besser als im Boomjahr 1999.

Die günstige Einschätzung der Personalverantwortlichen steht im deutlichen Gegensatz zur Gefühlslage vieler Mitarbeiter. So sind 57 Prozent von ihnen überzeugt, dass ihr Arbeitsplatz gefährdet ist. Demnach spielen auch 60 Prozent mit dem Gedanken, den Arbeitgeber zu wechseln - fast jeder Zweite davon bezeichnet sich als "sehr unzufrieden" und würde sofort kündigen, sobald ihm ein akzeptabler Job angeboten würde.

Dass viele Unternehmen dennoch nicht mit einem Anstieg ihrer Fluktuation rechnen, liegt in erster Linie am stagnierenden Arbeitsmarkt, den das Gros der Befragten auch realistisch beurteilt: So glauben nur 29 Prozent der Fachkräfte, innerhalb eines halben Jahres eine neue Stelle finden zu können, die gleich hoch oder sogar höher dotiert wäre. Knapp zwei Drittel der Befragten würden sich aber Chancen ausrechnen, wenn sie zu Gehaltseinbußen bereit wären.

Ein Einkommensverzicht kommt aber nur für 13 Prozent in Frage, wenn sie dadurch ihren derzeitigen Arbeitsplatz sichern könnten. Stattdessen favorisieren die Fachkräfte, ihre Arbeitszeit zu flexibilisieren, weitere Aufgaben oder auch einen anderen Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens zu übernehmen. Die Marktforscher stellten fest, dass ältere Mitarbeiter in der Vergütung eher Abstriche machen würden als ihre jüngeren Kollegen, dafür aber weniger gern Zusatzaufgaben erledigen.

Die Mehrheit der befragten Unternehmen planen indes ganz anders: 82 Prozent wollen ihre Personalkosten "nachhaltig flexibilisieren" - als wichtigste Ansatzpunkte gelten die Vergütungssysteme, Altersteilzeit sowie Outsourcing. Schon jetzt setzt das Gros der Unternehmen auf variable Vergütungsbestandteile, um die Mitarbeiter leistungsgerecht zu bezahlen und auch zu motivieren.

Bei außertariflich bezahlten Beschäftigten und leitenden Angestellten sind nicht nur die variablen Anteile höher (von zehn bis über 30 Prozent), sondern ist auch die Intention eine andere: Die so Entlohnten sollen Erfolg und Misserfolg des Unternehmens teilen dürfen beziehungsweise müssen, so dass nicht nur die persönliche Leistung über die Auszahlungshöhe des variablen Anteils entscheidet.