Karriere als lebenslanges Projekt

06.09.2005
Von in Ingrid

Jürgen Burger, Hellmann Worldwide Logistics: "Ich wollte eine Position, in der ich die strategische Ausrichtung beeinflussen kann."

Anschließend entschied er sich für das Beratungsunternehmen Andersen Consulting, das heute Accenture heißt. Dort arbeitete der Wirtschaftsinformatiker zunächst in Logistikprojekten mit. "Ich wollte unbedingt wieder im Bankenumfeld tätig sein. Doch als ich dann ein solches Projekt hatte, war es plötzlich nicht mehr so interessant", erzählt Burger. Inzwischen faszinieren ihn Logistik und IT weit mehr. In zehn Jahren als Berater hatte er in zahlreichen Projekten bei führenden Logistikern seine Branchen- und Fachkenntnisse erweitert.

Bei Accenture war er vom Junior-Berater bis zum Senior-Manager peu à peu die Karriereleiter empor gestiegen. Doch wie gelang der Sprung vom Berater zum CIO? "Ich habe aktiv daran gearbeitet, mit meiner Kompetenz bekannt zu werden. Zu meiner Karriereplanung gehörte es, inhaltlich schlüssige IT- und Logistikkonzepte zu entwerfen und auf Kongressen zu sprechen, um mir in der Branche einen Namen zu machen." Zahlreiche Unternehmen, Headhunter und andere Beratungshäuser wurden auf ihn aufmerksam und traten mit attraktiven Jobangeboten an den Logistikfachmann heran.

Doch Burger war wählerisch, denn er hatte konkrete Vorstellungen, wie der nächste Karriereschritt aussehen sollte: "Ich wollte eine Position, in der ich die strategische Ausrichtung beeinflussen kann." Angebote von Beratungsunternehmen und Offerten, dort gleich als Partner einzusteigen, erschienen dem Wirtschaftsinformatiker weniger reizvoll, denn diese Möglichkeit hätte sich für ihn in nächster Zeit auch bei Accenture eröffnet. Burger analysierte selbst die wichtigen Logistikunternehmen nach Größe, Aufgaben und Entscheidungsstrukturen mit Blick auf einen Wechsel: "Mit 35 habe ich angefangen, die Ohren offen zu halten." Die Entscheidung für Hellmann fiel ihm leicht; im dem eigentümergeführten Unternehmen berichtet Burger als CIO direkt an die beiden Inhaber Jost und Klaus Hellmann. "Es gab nur zwei intensive Vorstellungsgespräche, dann waren wir uns einig", schildert er die schnelle Entscheidungsfindung.

Auch in seiner neuen Aufgabe reist Burger viel. Das Unternehmen verfügt über 134 Standorte und betreibt weltweit mehrere Rechenzentren. Mit seinen 37 Jahren gehört Burger noch zu den Youngstern im Führungskreis, denn seine Kollegen im Management sind rund zehn Jahre älter. "Die Firmenkultur ist sehr offen, und die Veränderungsbereitschaft ist groß. Diese Stimmung erleichtert es mir, Neues anzustoßen", berichtet er von seinen ersten 100 Tagen und fügt hinzu: "Jetzt habe ich die wertvolle Erfahrung als Berater und den Vorteil, dass ein interner Mitarbeiter Veränderungen einfacher bewirken kann als ein Externer."

Seine neue Aufgabe ging er unorthodox an. Der junge CIO meldete sich sozusagen inkognito morgens bei der Warenausgabe und begleitete einen Fahrer auf seiner Tour. "Zunächst musste ich Päckchen schleppen", erzählt er schmunzelnd. Während des Tages nahm der Fahrer bezüglich der IT kein Blatt vor den Mund und sagte deutlich, was ihn störte, ohne zu wissen, wer neben ihm saß. "Mir war es wichtig, zu erfahren, wie die Arbeitsschritte sind, wie die Stimmung im Unternehmen ist und wo die Probleme liegen. Das hätte ich vermutlich in einem förmlichen Gespräch nie so klar und kritisch erfahren", erinnert sich Burger.