Netzwerkkonzepte

Kapitel Vlll

28.07.1978

In einer vor kurzem erschienenen Bedarfsplanungsstudie der "Guide Future Division" (IBM 370-Benutzergruppe) heißt es: "Das Management fordert dringend DV-Systeme, die sich einfach und unkompliziert einsetzen lassen. Manager wollen managen und sich nicht mit der Problematik eines überaus komplexen DV-Systems herumschlagen.

Die heutigen DV-Systeme sind komplex und schwer kontrollierbar. Hier kann nur Abhilfe geschaffen werden, wenn der Endbenutzer in den Spezifizierungsprozeß neuer Systeme mit einbezogen wird." Mehr

Engagement des Endbenutzers bei der Systementwicklung dürfte sich jedenfalls positiv auf die Verkaufszahlen auswirken.

Mit der Entwicklung benutzerorientierter DV-Systeme wird das traditionelle Computerkonzept endgültig der Vergangenheit angehören. Die Prozessoren sind nicht mehr länger die Zentrale des Systems beziehungsweise des Netzwerks. An ihre Stelle treten die Datenmanagementfunktionen - die Prozessoren (CPUs) spielen in diesem Konzept nur noch eine untergeordnete Rolle.

In den Netzwerksystemen des nächsten Jahrzehnts sind Peripheriegeräte und Terminals ebenso wie Controller und Prozessoren mit "Intelligenz" ausgestattet. (Terminals ermöglichen Mehrfachzugriff auf Computersysteme. Selbst ein Sensor kann als Terminal betrachtet

werden, da er direkten Zugriff auf ein Computersystem bietet.)

In der bisherigen Systemorganisation waren für den Benutzer alle Systemkomponenten klar identifizierbar. Die Netzwerksysteme der Zukunft werden den Terminalzugriff des Benutzers auf eine bestimmte Menge von Einheiten beschränken. Kommunikationswege unterschiedlicher Übertragungskapazitäten verbinden die einzelnen Knoten des Systems. Bild links veranschaulicht den Aufbau einer solchen Netzwerkkonfiguration.

Ein weiteres Netzwerkkonzept zeigt die Abbildung rechts. Hier kontrollieren regionale Zentren verschiedene lokale Stationen. Mehrzweckdatenbanken gibt es nur in den regionalen Zentren, die untereinander durch Breitbandleitungen verbunden sind.

Die lokalen Stationen sind mit den regionalen Zentren über Remote-Job-Entry-Stationen und Terminals verbunden und sind damit Satellitensysteme der größeren regionalen Stationen. Eine auf diese Weise dezentralisierte Netzwerkorganisation bietet gleichzeitig auch die Vorteile einer zentralen Datenbank. Obwohl in diesem System spezielle Dateien und Datenbanksubsets bereits direkt am Terminal verfügbar sind, ist unserer Ansicht nach eine komplette Dezentralisierung der gesamten Datenbank vor 1980 aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu realisieren.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist für das Kostenproblem bei der Datenkommunikation noch keine Lösung in Sicht. Auch die hohen Kosten für Plattendateien setzen der Dezentralisierung enge Grenzen. Hinzu kommen

die Komplexität dezentralisierter Datenbanken und die damit verbundenen Kosten für Aktualisierung und Pflege.

Charles P. Lecht ist Gründer und Vorsitzender der Advanced Computer

Techniques Corporation (ACT).

Übersetzung: Reinhold Falkner

Wird fortgesetzt