Softwarehersteller soll privatisiert werden

Kapitalgesellschaft schluckt Corel

13.06.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Verwaltungsrat der kanadischen Softwarefirma Corel hat wie erwartet der Übernahme durch die Beteiligungsgesellschaft Vector Capital mit Sitz in San Francisco zugestimmt.

Das Übernahmeangebot, dem die Aktionäre und Aufsichtsbehörden noch zustimmen müssen, bewertet Corel mit insgesamt 97,6 Millionen Dollar (1,05 Dollar pro Aktie). Ursprünglich wollte Corel 1,10 Dollar je Anteilschein, gibt sich nun aber mit weniger zufrieden. Die Übernahme hatte Vector bereits im vergangenen März angekündigt.

Das aktuelle Angebot liegt nicht wesentlich höher als die Cash-Reserven des Unternehmens in Höhe von 73 Millionen Dollar. Vector plant, Corel zu reprivatisieren. Corels CEO Derek Burney erklärte, die Firma werde ihren Namen beibehalten und weitestgehend unverändert weiterarbeiten. Analysten bezweifeln jedoch, dass das Geschäft in seiner jetzigen Form fortgeführt wird. "Es wird ein Großreinemachen geben", schätzt Gordon Haff, Senior Analyst beim US-amerikanischen Beratungshaus Illuminator. Zwar sei es noch zu früh, um zu beurteilen, wie sich die Übernahme auf das Unternehmen auswirke, doch es sei klar, dass Corel kein langfristiges Geschäftsmodell gehabt habe und nun einige Veränderungen anstünden.

Corel hatte vergeblich versucht, im Markt für Office-Anwendungen erneut Fuss zu fassen und hier an seine alten Erfolge mit "Wordperfect" und der Grafik-Software "Corel-Draw" anzuknüpfen. Die Vereinbarungen mit verschiedenen Hardwareherstellern wie Hewlett-Packard, Dell oder Sony, die die Wordperfect-Suite auf ihren Computern vorinstallieren wollten, führten nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Im November vergangenen Jahres musste der Hersteller 220 Mitarbeiter entlassen. Auch der Ausflug ins Linux-Geschäft misslang, Corel sah sich im August 2001 gezwungen, die Sparte zu verkaufen. (rs)