Kann denn Schnüffeln Sünde sein?

10.05.2007
Die Berufsverbände von Anwälten, Ärzten, Zahnärzten und Journalisten haben in einer gemeinsamen Erklärung die geplante Ausweitung staatlicher Überwachungsmaßnahmen als einen nicht zu rechtfertigenden "Einbruch in angestammte Bürgerrechte" kritisiert.

Gleichzeitig monieren große deutsche Tageszeitungen, dass Innenminister Wolfgang Schäuble mit seiner Datensammelleidenschaft insbesondere im Internet die grundgesetzlich garantierten Freiräume der Bevölkerung massiv einschränken wolle. Die Frage ist nur: Stört es den Bürger denn überhaupt, dass man mal so ein bisschen in seinem Privatleben herumschnüffelt?

Offensichtlich nicht. Eine vom Sicherheitsspezialisten Avira in Auftrag gegebene Online-Studie hat ergeben, dass zwar 64,8 Prozent von 6623 befragten Anwendern die Spionage auf fremden Rechnern für tabu erklärten. Ein gutes Drittel aber, so der legitime Umkehrschluss, ist da weniger empfindlich. Fast jeder Zehnte würde, erhielte er denn die Gelegenheit dazu, nicht davor zurückschrecken, den PC eines ihm Unbekannten zu durchsuchen. Den Computer ihres Lebenspartners auf möglicherweise kompromittierende, verräterische Inhalte hin abzuklopfen können sich gar 12,3 Prozent vorstellen.

Eine nicht unerhebliche Zahl der Deutschen kann also Sympathie für Schäubles Informationsbedürfnis entwickeln. Über solche Minderheitsvoten kann man nicht einfach hinwegsehen. Deshalb unser Vorschlag: Der Minister sollte allen Bürgern die technischen Möglichkeiten an die Hand geben, jederzeit jeden auszuspionieren. Dann brauchen wir nur noch Blogs und Foren, in denen die Ergebnisse der Aktion "Bürger bewachen Bürger" veröffentlicht werden, und alles wird gut.