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Kanadische Börsenaufsicht untersagt Nortel-Offiziellen weiteren Aktienhandel

18.05.2004

Bei dem kanadischen TK-Ausrüster Nortel Networks überschlugen sich am gestrigen Montag erneut die Ereignisse: Wie das Unternehmen aus Brampton, Ontario, mitteilte, hat die kanadische Börsenaufsicht Ontario Securities Commission ( OSC ) 157 Managern und Verwaltungsratsmitgliedern von Nortel den Handel mit Unternehmensaktien und anderen Wertpapieren vorläufig bis auf weiteres untersagt. Am 31. Mai will die Behörde dann darüber entscheiden, ob sie bis zur Veröffentlichung der revidierten Bilanzen für die Geschäftsjahre 2001 bis 2003 ein dauerhaftes Handelsverbot gegen die Nortel-Offiziellen verhängt. Gleichzeitig muss die Company alle vierzehn Tage über die Fortschritte bei der Revision der Jahresabschlüsse Bericht erstatten.

Ziel der Anordnung ist es, die Veröffentlichung der korrigierten Bilanzen zu beschleunigen. Daneben könnten möglicherweise aber auch Insider-Geschäfte bei dem TK-Ausrüster eine Rolle gespielt haben. Wie das "Wall Street Journal" in seiner gestrigen Ausgabe berichtete, zahlte Nortel im Februar 2004 einigen seiner Topmanagern Millionen Dollar hohe Bargeldprämien anstelle der bislang üblichen Aktienzuweisungen – wenige Wochen vor der Ankündigung einer erneuten Bilanzrevision, die den Börsenkurs von Nortel tief in den Keller schickte. (Computerwoche.de berichtete).

Nortel hatte Mitte März vor einer möglichen Berichtigung der vorläufigen Jahresergebnisse 2003 gewarnt. Am 28. April setzten die Kanadier dann ihren CEO Frank Dunn, Finanzchef Douglas Beatty sowie den Leiter der Bilanzabteilung Michael Gollogly vor die Tür. Gleichzeitig teilten sie mit, dass sie voraussichtlich die Bilanzen für jedes der vier Quartale des Fiskaljahrs 2003 sowie für weitere Vierteljahre aus den Geschäftsjahren 2001 und 2002 revidieren müssten.

Unterdessen haben am Montag eine Reihe von großen Pensions-Fonds wegen der Verbreitung wissentlich falscher Informationen bei einem Bezirksgericht in New York Klage gegen Nortel sowie die drei geschassten Topmanager eingereicht. Unabhängig davon laufen bereits mehrere Aktionärssammelklagen gegen das Unternehmen. (mb)