Bewegung im ASP-Markt

Kana geht, SAS kommt

15.06.2001
FRAMINGHAM (CW) - Kana, der angeschlagene Anbieter von Tools für das Customer-Relationship-Management (CRM), schließt seine ASP-Division (Application-Service-Provider) Kana Online zum 30. Juni. Gleichzeitig hat SAS angekündigt, in Zusammenarbeit mit Compaq und der Electronic Data Systems Corporation ASP-Software für Online-Einzelhändler anzubieten.

Kana hatte sich erst vor vier Monaten entschlossen, seine Produkte in Kooperation mit dem in Michigan ansässigen Hosting-Spezialisten Syntel über das Netz zu vermieten, konnte aber nur 55 Kunden gewinnen. Erst vor kurzem fusionierte das Unternehmen mit seinem Konkurrenten Broadbase. Im März musste Kana 20 Prozent der Angestellten entlassen, auch hatten Veränderungen im Leitungsteam stattgefunden. Der Börsenkurs fiel ab Februar von rund 16 Dollar auf derzeit knapp zwei Dollar (Stand 6. Juni).

Großkunden statt Dotcoms

Obwohl das Unternehmen für das erste Quartal einen Verlust von 752,9 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 24,2 Millionen Dollar gemeldet hat, dementierte Marketing-Vizepräsident Michael Bettua, Kana Online werde aus finanziellen Gründen geschlossen. Der Bereich sei profitabel gewesen, jedoch habe sich das Geschäftsmodell geändert. Die ASP-Division sollte ursprünglich Dotcom-Newcomern, denen die Investitionen in die Installation von Software zu teuer erschienen, diese Tools auf Mietbasis zugänglich machen. Kana will laut Bettua künftig vorrangig große Unternehmen bedienen, die nicht auf das ASP-Modell angewiesen seien.

Gleichzeitig drängt SAS als bisher Branchenfremder mit dem "Intellivisor for Retail" in das Feld der Application-Service-Provider. Das Produkt, das in Deutschland noch nicht erhältlich ist, kostet im ersten Monat 30000 Dollar und in den folgenden 20000 Dollar. Mit ihm sollen Firmen verfolgen können, was Kunden bevorzugen, wie sie mit Online-Angeboten interagieren und wie effektiv Marketing-Maßnahmen sind. SAS will mit Intellivisor vor allem mittelgroße Händler erreichen, die keine Highend-Anwendungen installieren wollen. Branchenkenner bezweifeln allerdings, dass SAS angesichts des umkämpften Marktes für CRM-Software mit dem neuen Angebot wirklich nennenswerten Umsatz genieren kann. Eine Konsolidierung der Branche ist vorhersehbar. So errechnete das Marktforschungsinstitut AMR Research, dass von den derzeit 500 Anbietern bis zum Jahr 2005 rund 85 Prozent verschwunden sein werden. Offenbar ist CRM in den Firmen aber noch ein Thema. Einer Umfrage der Intellor Group zufolge wollen 88 Prozent der Unternehmen CRM-Anwendungen nutzen oder einführen. Laut Experten hängt der Erfolg dieser Anwendungen davon ab, wie leicht sie in bestehende Systeme integriert werden können.