IBM-Produkt soll bevorzugter Datenspeicher werden

Kampfansage an Oracle: SAP baut jetzt auf DB2

10.12.1999
MÜNCHEN (bs) - Galt bisher Oracles Datenbank als der Informationsspeicher Nummer eins für die Software der SAP AG, soll nun IBMs "DB2 Universal Database" diese Stelle einnehmen. Mit einem weltweiten Vertriebs-, Marketing- und Entwicklungsabkommen untermauern die beiden Unternehmen ihre Allianz.

IBMs Datenbank DB2 soll insbesondere im Umfeld der neuen Internet-Produkte "Mysap.com" eingesetzt werden und dort der Datenbank von Oracle den Rang ablaufen. Zum Einsatz kommen soll die Engine als Basis für die Mysap.com-Lösungen "Workplace Server", "Business to Business Procurement", "Strategic Enterprise Management", "Knowledge Management" und "Customer Relationship Management".

Im gleichen Atemzug verabschieden sich die Walldorfer von der Oracle-Datenbank als bevorzugter Entwicklungsplattform für IBM-, Sun- und Linux-Systeme. Zudem plant das Softwarehaus, mit den eigenen, intern eingesetzten R/3-Anwendungen auf die IBM-Datenbank zu migrieren. Nicht beabsichtigt sei aber, bestehende Kunden zu einem Wechsel von Oracle auf DB2 zu bewegen, beteuert Stephan Rossius, Leiter des SAP IBM Competence Centers.

"Hasso Plattner (Vorstandsvorsitzender der SAP, Anm. der Redaktion) hat wieder ausgeschlagen", kommentiert SAP-Kenner Helmuth Gümbel den Vorstoß gegen Oracle. Es sei schon länger geplant, im Datenbanksektor die Abhängigkeit von Oracle zu reduzieren, denn über 70 Prozent der R/3-Installationen laufen auf diesem System. Dadurch verdiene die Company aus Redwood Shores, Kalifornien, kräftig, und das sei Plattner und Co. seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Überdies macht Oracle-Boß Larry Ellison in den USA derzeit Stimmung gegen SAP.

Der Oracle-Boß möchte Analysten und Anwender davon überzeugen, daß Internet-Lösungen aus seinem Hause die bessere Wahl seien. Den Aussagen von Marktbeobachtern zufolge scheint dies auch gelungen zu sein. SAP-Manager Rossius kommentiert die zwischen Ellison und Plattner offen ausgetragene Fehde nicht. Für ihn ist vor allem die Vielzahl unterstützter Hard- und Software ein Argument für die Datenbank aus Armonk: "DB 2 soll die plattformunabhängige Lösung für SAP werden." Das Produkt sei für 23 verschiedene Hardware- und Betriebssystem-Kombinationen verfügbar und somit bestens für ein verteiltes Computing im Zeitalter von Internet-Anwendungen gerüstet. All diese Argumente treffen jedoch auch auf die marktführende Plattform von Oracle zu.

Ein weiterer Grund für SAPs Engagement sei die Skalierbarkeit. Rossius: "DB2 ist vom Palmtop über Laptops bis hin zum Mainframe-System verfügbar, außerdem unterstützt sie eine Parallelverarbeitung, die beim Data-Warehouse-Produkt SAP BW für eine Leistungssteigerung sorgt." Big Blue möchte das ambitionierte Ziel, Oracle zu verdrängen, mit Hilfe einer eigenen SAP-DB2-Vertriebsmannschaft erreichen.

Aus Sicht von Analyst Gümbel war der Schulterschluß der beiden überfällig: "SAP mußte IBM mal wieder etwas Gutes tun, denn sonst hätte sich Big Blue bei anderen Software-Anbietern umgeschaut." So geschehen im Bereich Customer-Relationship-Management: Dort kooperiert der IT-Konzern nach dem Ausstieg aus der eigenen Produktschiene Corepoint mit Siebel. Auch im ERP-Umfeld hat sich IBM andere Partner gesucht: Neben der traditionell engen Bindung an J.D. Edwards, einen ERP-Anbieter mit Fokus auf der AS/400-Welt, wurde in diesem Sommer eine "Implementation Factory" für Baan-Software eingerichtet.