Infor, Microsoft, Oracle und SAP

Kampf der ERP-Titanen

16.02.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender müssen ERP-Erfolg besser messen

Die Erfolgsbilanz in Sachen ERP hat unterschiedliche Facetten. Den Unternehmen geht es im Rahmen ihrer ERP-Projekte vor allem um eine bessere Verfügbarkeit von Information. Immerhin 36 Prozent der Befragten haben das laut der aktuellen Umfrage auch erreicht. Allerdings lag der Anteil in dieser Kategorie in früheren Umfragen auch schon deutlich höher. 2012 waren es 60 Prozent, 2014 immerhin 42 Prozent.

Verbessert hat sich im Zuge der ERP-Einführung dagegen die Bilanz was die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens anbelangt. Vor zwei Jahren gaben lediglich 13 Prozent der Befragten an, dieses Ziel erreicht zu haben - aktuell sind es immerhin schon 27 Prozent. Verbessert hat sich auch die Zielerreichung hinsichtlich der Kosten - wenngleich auf geringem Niveau. 14 Prozent der Unternehmen erklärten, sie hätten mit ihrem ERP-Projekt das Ziel erreicht, die operativen beziehungsweise die Arbeitskosten zu senken. 2014 stand an gleicher Stelle enttäuschende null Prozent.

Insgesamt wird es allerdings offenbar schwieriger, die selbstgesteckten ERP-Ziele zu erreichen - ausgenommen im Microsoft-Umfeld. Hatte vor zwei Jahren keiner der befragten Microsoft-Kunden wenigstens die Hälfte seiner ERP-Ziele erreicht, waren es aktuell immerhin 21 Prozent. Damit teilt sich der US-Konzern die Spitzenposition mit SAP. Vor zwei Jahren hatten indes noch knapp über 30 Prozent der SAP-Anwender angegeben, sie hätten mehr als die Hälfte des angepeilten ERP-Zielkorridors geschafft. Auch Oracle hat sich leicht verschlechtert - von 16 auf 14 Prozent der Anwender. Am schlechtesten im Quartett schnitt Infor ab. Lediglich elf Prozent der Infor-Kunden attestierten mindestens 50 Prozent Zielerreichung in ihrem ERP-Projekt.

Diese Zahlen machten deutlich, dass die Anwender mehr Sorgfalt darauf verwenden müssten, Business-Pläne für ihre ERP-Vorhaben zu entwickeln und ihre Erwartungen hinsichtlich der Ziele klar zu definieren, mahnen die Experten von Panorama Consulting. In der Folge ließen sich auch Erfolg beziehungsweise Misserfolg des gesamten Projekts ermitteln. Nur so könnten die Verantwortlichen weitere Schritte einleiten und letztendlich eine funktionierende ERP-Strategie auf die Beine stellen.

Viele Funktionen bleiben ungenutzt

Es kommt selten vor, dass Anwenderunternehmen die Funktionalität ihrer ERP-Systeme zu 100 Prozent auslasten. Den besten Wert in dieser Kategorie erreicht Oracle. Immerhin drei von vier Befragten gaben an, dass sie 40 Prozent oder mehr der angebotenen Funktionalität nutzen. Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2014 bedeutet das eine signifikante Verbesserung. Damals hatten lediglich vier von zehn Oracle-ERP-Anwendern eine Funktionsauslastung von 40 Prozent und mehr angegeben.

Auf Platz zwei im diesjährigen Funktions-Ranking liegt Infor mit 64 Prozent gefolgt von Microsoft mit 55 Prozent. Mit diesem Wert hat sich der US-Konzern im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage deutlich verschlechtert. Vor zwei hatten noch 70 Prozent der Dynamics-Nutzer von einer 40- und mehr prozentigen Funktionsauslastung gesprochen.

Am schlechtesten schneidet hier SAP mit 50 Prozent ab. Damit haben sich die Walldorfer im Vergleich zu 2014 mit einem Minus von fünf Prozentpunkten etwas verschlechtert. Die Rate, wie stark der Funktionsumfang eines ERP-Systems von den Anwenderunternehmen ausgeschöpft wird, lässt indes verschiedene Schlussfolgerungen und Interpretationsmöglichkeiten zu. Aus Sicht der Analysten von Panorama Consulting ist ein niedriger Wert für die Funktionsauslastung ein Zeichen dafür, dass sich die Nutzer schwer tun, eine neue Software zu adaptieren. Andererseits könnte ein niedriger Wert auch anzeigen, dass eine Software von Haus aus viele Funktionen und Features mitbringt beziehungsweise damit überladen ist, und die Anwender gar nicht den vollen Funktionsumfang benötigen.