Kalifornischer Zweck-Optimismus

27.01.1989

Charles E. Sporck ist wirklich nicht zu beneiden. Nach der Chip-Misere Mitte der achtziger Jahre hatte er seine National Semiconductor finanziell gerade wieder einigermaßen aufgepäppelt, da setzen die Kalifornier erneut zu einer rasanten Talfahrt an. 55 Millionen Dollar Verlust im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres, weil der Chip-Absatz mehr als schlapp war. Das Doppelte aber, so prognostizieren Chip-Analysten, soll nach den restlichen sechs Monaten unterm Strich stehen. Wahrlich keine rosigen Aussichten für Natsemi.

Nun versuchen sich die Kalifornier wieder einmal im Umstrukturieren und Gesundschrumpfen. Ungeliebte Sprößlinge werden abgestoßen - erst Datachecker, dann endlich zumindest teilweise auch National Advanced Systems -, jetzt geht's der Belegschaft an den Kragen. 2000 Mitarbeiter, vorwiegend in den USA, haben die längste Zeit bei Natsemi gearbeitet. Damit stellt der Chip-Riese einen traurigen Rekord auf. Denn eine solche Kündigungsaktion hat sich bislang nur Texas Instruments im Krisenjahr 1985 geleistet. Darüber hinaus wird Natsemi durch die dadurch entstehende Sonderbelastung auch im dritten Quartal keine finanziellen Bäume ausreißen können. Doch Natsemi-President Sporck macht vorerst weiter in Zuversicht. Das Management, so erklärte er jetzt, sei für Unternehmen und Branche langfristig optimistisch.