Englische Studie über Chancen von Cabel-TV in Europa:

Kabelfernsehen erst nach 1990 rentabel

19.11.1982

LONDON (CW) - Mit "schnellen Gewinnen" im europäischen Kabelfernsehgeschäft ist selbst unter günstigsten Bedingungen nicht zu rechnen. Nur wenige Betriebsfirmen dürften noch vor 1990 nennenswerte Gewinne verbuchen. Als Gründe führt das Londoner Marktforschungsinstitut CIT die schwer abzuschätzenden Risiken und die ungewisse Nachfrage an. Die Rentabilität des Kabelfernsehens sei daher eher "brüchig".

Die CIT-Forscher erwarten nach Untersuchungen in Großbritannien und vier anderen europäischen Ländern, daß im günstigsten Fall rund 27 Prozent der 125 Millionen westeuropäischen Haushalte bis 1992 verkabelt sind, im ungünstigsten Fall lediglich 16. Prozent. Die Einnahmen bewegten sich dementsprechend zwischen 6,5 und 11,8 Milliarden Mark.

Gegenwärtig sind nach Angaben von CIT 15 bis 20 Prozent aller europäischen Fernsehzuschauer bereit, für das Kabelfernsehen zu bezahlen. Wesentlich für die weitere Entwicklung dieser Fernsehart seien vor allem das Ausmaß behördlicher Aufsichten und Regelungen, die Qualität der angebotenen Programme sowie das Werbeaufkommen der Betriebsgesellschaften.

Die Entwicklung des Kabelfernsehens könnte - so die Forscher - in Großbritannien, den Beneluxstaaten, Österreich und der Schweiz schneller als in den anderen westeuropäischen Ländern voranschreiten. In Großbritannien waren allerdings nur sechs Prozent der Befragten bereit, mehr als 45 Mark für Kabelfernsehen auszugeben. Daraus lasse sich der Schluß ableiten, daß die Mittel für qualitativ hochwertige und teure Programme hier fehlten. Zudem sei die Unzufriedenheit über das bestehende Fernsehangebot nicht so ausgeprägt.

Die geringe Rentabilität der Kabelgesellschaften belegt das Institut anhand folgender Zahlen: Die Kabelverlegungskosten schwankten zwischen 560 und 4000 Mark je Anschluß. Bei einer angenommenen jährlichen Teilnehmergebühr von 450 Mark blieben für Programme nur 12 bis 20 Mark übrig. Dieser Betrag erhöhe sich auf 18 bis 30 Mark, wenn man die Einnahmen aus Werbung hinzurechne. Die Programmstunde dürfe dann nicht mehr als 14 Pfennig pro Teilnehmer kosten.

Bis auf absehbare Zeit rechnet CIT damit, daß das Kabelfernsehen höchstens zehn Prozent der gesamten europäischen Werbeausgaben auf sich ziehen werde. Für breitbandige Systeme mit Rückkanal, in denen der Teilnehmer mit dem Informations- oder Warenanbieter kommunizieren kann, gebe es zumindest in den nächsten zehn Jahren keinen wesentlichen Bedarf.