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Kabel-Gruppe Unity Media setzt auf Fußball als Digitalisierungs-Motor

17.01.2006
Passender wäre es vielleicht gewesen, die Kabelgruppe Unity Media hätte sich nicht um die Fußball-Bundesliga, sondern um die Formel 1 bemüht.

Denn die Firma hat ihren Sitz in der Michael-Schumacher-Straße 1 in Kerpen, der Heimat des Rennfahrers in der Nähe von Köln. Aber was nicht ist, kann ja noch werden: Unity Media-Chef Parm Sandhu sagte am Montag, das Sportangebot im Bezahlfernsehen könne über den Fußball hinaus ja noch ausgeweitet werden.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Erst einmal muss Sandhu zeigen, dass er das mit dem Fußball überhaupt schafft. "Wer ist denn das?", war die meistgestellte Frage, als Arena, eine Tochter von Unity Media, kurz vor Weihnachten von der Deutschen Fußball Liga (DFL) den Zuschlag für die Übertragungsrechte im Pay-TV bekam. Der Pionier des Bezahlfernsehens in Deutschland und bisherige Rechteinhaber für die Fußball-Bundesliga, Premiere, ging leer aus. Nun muss Arena in weniger als acht Monaten zeigen, dass es der Newcomer mindestens genau so gut kann.

Hinter Unity Media stecken vor allem zwei Kabelnetzbetreiber. Ish hat 4 Millionen Kunden in Nordrhein-Westfalen, Iesy 1,2 Millionen in Hessen. Um bundesweit anbieten zu können, gehört auch Telecolumbus mit 2,6 Millionen Kunden zur Gruppe. Zusammen haben sie 1950 Mitarbeiter. Der Umsatz lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 795 Millionen Euro. Die Bilanz zeigte Verluste und 2,2 Milliarden Euro Nettoverschuldung.

Das Geschäft bestand bisher darin, für die Verbreitung von Fernseh-Inhalten die Wege bereitzustellen. Nun wird Unity Media mit der Tochter Arena selbst zum Anbieter von Inhalten. Angst wegen des fehlenden TV-Wissens hat bei dem "Nobody", wie Premiere-Chef Georg Kofler Arena betitelte, aber niemand. Die Fernsehmacher, die bisher den Fußball für Premiere auf die Mattscheibe brachten, stünden Schlange, um künftig für Arena zu arbeiten, heißt es intern. "Vielleicht gelingt es uns ja, aus einem Nobody einen Somebody zu machen", sagt Sandhu.

Dabei setzt er auf ein größeres Kundenpotenzial, als es bisher von Premiere genutzt worden sei. Der Preis sei elastisch. Man könne billiger anbieten, wenn man mehr Kunden habe, sagt Sandhu: "Je geringer der Preis, desto höher die Nachfrage." Die Chance, mehr Zuschauer zu gewinnen, habe letztlich wohl auch die DFL überzeugt, meint der fußballerfahrene Manager Bernard de Roos, der zwar nicht zur Geschäftsführung von Arena gehört, von ihr aber bevollmächtigt ist und den Deal möglich gemacht hat. "Fußball soll erschwinglich sein - Fußball für alle", lautet das Geschäftsmodell von de Roos.

Der indischstämmige Brite Sandhu hat sich mit Unity Media freilich nicht in die Fußball-Welt gewagt, weil ihn dieser Sport so interessiert. "Die ganze Initiative hat das Ziel, die Digitalisierung zu beschleunigen." Während für Premiere das runde Leder das Vehikel zur Kundenwerbung für das Bezahlfernsehen war, will Sandhu mit dem Inhalt Fußball Kunden für das digitale Kabelnetz gewinnen.

Und da geht es nicht nur um Fernsehen. Auch Radio, Internet und Telefon bieten die Kabelbetreiber über ihr Netz an, für Flatrates, mit denen sie der Telekom und anderen Konkurrenten Kunden abjagen wollen. Sandhu sagt, es sei ein großes Glück, dass der Rechte-Deal gerade im Jahr der Fußball-WM in Deutschland gelungen sei, weil das die Begeisterung möglicher Abonnenten für das Bundesliga-Fernsehen noch erhöhen werde. "Alles, was wir jetzt noch hoffen können, ist, dass Deutschland die WM gewinnt." (dpa/tc)