Deutsche Telekom im Breitband weiter ohne landesweite Konkurrenz

Kabel Deutschland verzichtet auf Übernahmen

01.10.2004
MÜNCHEN (CW) - Unter dem Druck des Bundeskartellamts hat der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) die Übernahme dreier Wettbewerber abgesagt. Eine landesweite Breitbandalternative zu DSL wird es daher vorerst nicht geben.

Der Traum, ein einheitliches TV-Kabelnetz über der gesamten Republik auszuwerfen, ist ausgeträumt. Der Münchner Betreiber KDG hat seinen Antrag, drei Wettbewerber zu übernehmen, beim Bundeskartellamt zurückgezogen. Die Regionen Baden-Württemberg (Kabel BW), Hessen (Iesy) und Nordrhein-Westfalen (Ish) werden auch weiterhin von den jeweiligen Gesellschaften versorgt.

Damit ist auch die Ankündigung von KDG Makulatur, in den kommenden zehn Jahren rund eine Milliarde Euro in die Internet-Fähigkeit des TV-Netzes zu investieren. Mit der Initiative hätte - wenn auch reichlich spät - ein großer Wettbewerber zur Deutschen Telekom bei Breitband-Online-Zugängen entstehen können. Nach Angaben eines KDG-Sprechers ist das Internet via Kabel weiterhin ein strategisches Geschäftsfeld des Unternehmens. Für den Ausbau der Infrastruktur würde nun aber weniger als eine Milliarde Euro bereitgestellt. Konkrete Zahlen gebe es noch nicht.

KDG hatte Anfang September die Internet-Aufrüstung der so genannten Netzebene 3 angekündigt, um das Kartellamt zur Freigabe der Fusion im TV-Kabelnetz zu bewegen. Die Behörde sah im Zusammenschluss die Gefahr einer beherrschenden Stellung im Einspeisemarkt, also gegenüber den Fernsehsendern. Die Internet-Investitionen hätten die Gründe für eine Untersagung des TV-Deals nicht ausgeräumt, so die Kartellwächter. Aus der ablehnenden Haltung zog KDG die Konsequenzen und schließlich die Übernahmeanträge vor einer offiziellen Untersagung zurück.

Wirklich spannend ist der Wettbewerb indes auch im Breitbandmarkt nicht - T-Com, die Tochter der Deutschen Telekom, schaltete vergangene Woche laut eigenen Angaben ihren fünfmillionsten DSL-Anschluss frei. Marktforschern zufolge beläuft sich der Anteil der Bonner an den Highspeed-Zugängen hierzulande auf rund 90 Prozent. Den Rest teilen sich Satelliten- und andere Festnetz-Provider sowie die Kabelnetzbetreiber. Derweil setzt sich der TK-Konzern hohe Ziele: Bis 2007 soll sich die Zahl seiner DSL-Anschlüsse auf zehn Millionen verdoppeln. (ajf)