(K)ein Leben mit den Bugs

02.04.1999
Dr. Gottfried Horlacher Managing Direktor der Precision Software GmbH, Bad Homburg

Stellen wir uns vor: Ein Automobilhersteller läßt Karosserien oder Mechanikteile mit Werkzeugen herstellen, für die es noch keine Spezifikationen gibt. Die neuen Wagen laufen vom Band, werden gekauft und oft noch während der Jungfernfahrt in den Graben gefahren, weil nichts oder nur wenig funktioniert. Die Presse ist in hellem Aufruhr, die Autobesitzer aber nehmen es gelassen und warten geduldig auf das nächste Modell, das sie dann auch anstandslos kaufen.

Ein abwegiges Szenario? Für die Autobranche gewiß, nicht aber in der Software-Industrie. Hier folgt die Produktdokumentation häufig erst am Schluß, wenn sich die Anwender an ein Leben mit den Bugs gewöhnt haben, die häufig erst nach mehreren Folge-Releases und einem veritablen Leidensweg für die unglücklichen Benutzer beseitigt werden - wenn überhaupt.

Was bei Autos unmöglich wäre, wird bei Software immer noch so selbstverständlich praktiziert, daß sich kaum jemand etwas dabei denkt. Dabei ginge es auch anders. Zum Beispiel mit einem standardisierten Prozeß, der unter anderem sicherstellt, daß die Spezifikation vorhanden sein muß, bevor die Software entwickelt wird. Solche und weitere notwendige Regeln werden in Werkzeugen für sogenanntes Round-Trip-Engineering unterstützt. Sie gewährleisten unter anderem eine permanente Konsistenz zwischen Programmdesign und -code, indem sie sicherstellen, daß Änderungen am Code automatisch im Design widergespiegelt werden und umgekehrt. Das Ergebnis: Weniger Fehler, Ärger und spektakuläre Schadensersatzforderungen wegen schlechter Software.