Der 26-jährige Berliner Harald Welte, beschäftigt sich seit 12 Jahren mit Linux. Für den Linux-Kernel hat er das Sicherheitssystem "Netfilter/IPtables" entwickelt, wodurch er Urheberrechte am Betriebssystem hat. Der freiberufliche Entwickler und Netzwerkspezialist betreibt weitgehend allein das "GPL Violations Project". Es hat sich zum Ziel gesetzt, Verletzungen der General Public License durch proprietäre Produkte aufzudecken und die Hersteller dazu zu bewegen, diese Verletzung von Urheberrechten zu beenden. Bisher hat Welte in mehr als 30 Fällen erfolgreich interveniert. In zwei Fällen erwirkte er einstweilige Verfügungen, in einem Fall ein Urteil. Verloren hat Welte noch kein Verfahren. Zur diesjährigen CeBIT machte das GPL Violations Project auf sich aufmerksam, als es 13 Unternehmen anschrieb, weil ihre Produkte die GPL verletzten. Darunter waren Firmen wie Motorola, Acer, AOpen, Micronet, Buffalo und Trendware (Computerwoche.de berichtete). Zuletzt erwirkte Welte, wie hier berichtet, eine einstweilige Verfügung gegen Fortinet.

CW: Wo stellen Sie besonders viele Verletzungen der GPL fest?

WELTE: Im Embedded-Bereich. Hier sind neben dem Server-Markt die Wachstumsraten von Linux enorm. Viele Embedded-Produkte werden von Firmen in Süd- und Südostasien gefertigt, wo man auf Urheberrecht nicht viel Wert legt. Das reicht von TV-Settop-Boxen über digitale Satelliten-Receiver und MP3-Playern bis hin zu Netzwerkgeräten.

CW: Häufig tauchen diese Geräte hier unter einem anderen, seriösen Markennamen wieder auf.

WELTE: Genau. Ich halte mich dann an diesen Anbieter. Moralisch kann man ihm kaum einen Vorwurf machen, weil er ein Teil nur einkauft und verkauft. Man kann es ihm kaum zur Pflicht machen, die Firmware des Produkts detailliert zu untersuchen. Aber er ist rechtlich verantwortlich und müsste von seinem Zulieferer Regress verlangen. In der Realität aber wirkt eher wirtschaftlicher Druck. Denn wenn das hiesige Großunternehmen droht, keine Geräte mehr abzunehmen, bekommt der Lieferant Probleme.

CW: Die GPL ist in der Diskussion. Ist die Lizenz noch zeitgemäß?