Juristen wollen schneller urteilen:

Juris erhält 7.760-Unterstützung

14.03.1980

MÜNCHEN (je) - Der umsatzstärkste Rechner innerhalb von Siemens' Computer-Palette, ein System 7.760, soll die Informationswiedergewinnung aus dem Dokumentenpool des juristischen Informationssystems "Juris" verbessern und die Aktualisierung der Datenbestände beschleunigen. Deshalb hat das Bundesjustizministerium neben den seit 1975 eingesetzten Siemens-Rechner 4004/151 jetzt die neue Anlage gestellt. Das Auftragsvolumen beziffert Siemens mit 5,3 Millionen Mark, wobei diese Zahl auch die große 7.760-Plattenperipherie enthält.

Juris hat inzwischen die gesamte relevante Rechtssprechung zum Sozialrecht und zum neuen Familienrecht sowie zum Steuerrecht, alle veröffentlichten Urteile des Bundesfinanzhofes und einen Teil der Rechtssprechung der Finanzgerichte gespeichert. Ferner enthält Juris die gesamte Aufsatzliteratur der Nachkriegszeit zum Sozialrecht.

Zur Zeit stehen den Benutzern von Juris bei Gerichten, Ministerien, Hochschulen und Verwaltungen rund 150 000 Dokumente für ihre Recherchen zur Verfügung. Dieser Datenpool enthält beispielsweise an die 12 000 Urteile als Langtexte sowie 60 000 Literaturdokumente. Bis jetzt sind 63 Terminals angeschlossen, davon 40 bei den externen Benutzern außerhalb des Justizministeriums.

Aufgebaut wurde Juris mit dem Informations-Retrieval-System "Golem", das den Zugriff auf die gespeicherten Rechtsdokumente im Mensch-Maschine-Dialog über Datenstationen ermöglicht. Die Stichwörter, mit denen man jedes Dokument zum Wiederauffinden kennzeichnen muß, werden dabei nicht von Hand, sondern ebenfalls mit Hilfe des Computers über ein Programmsystem zur automatischen Selektion von Stichwörtern aus Texten (Bezeichnung: "Passat") gewonnen. Dokumentare ergänzen die automatische Indexierung durch zusätzliche Schlagworte und dokumentarische Angaben, die dem Text selbst nicht zu entnehmen sind.

Diese dokumentarischen Angaben werden durch das eigens für Juris entwickelte Programmpaket "Parat" auf ihre formale Richtigkeit geprüft und Plausibilitätskontrollen unterzogen. Darüber hinaus setzt Parat codierte Erfassungsdaten in alphanumerische Begriffe um und baut formale Suchbegriffe auf.