Netz-Automatisierung mit Self-Driving Network

Juniper-Strategie: We are still in love with networking

19.12.2017
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Nach Rechenzentren etc. soll künftig auch das Netz automatisiert werden. Juniper Networks propagiert hierfür mit dem Self-Driving Network einen eigenen Ansatz.
Mit dem Self-Driving Network propagiert Juniper ein sich automatisch konfigurierendes Netz.
Mit dem Self-Driving Network propagiert Juniper ein sich automatisch konfigurierendes Netz.
Foto: fuyu liu - shutterstock.com

Wer zu spät kommt, den straft die Geschichte - wenn dieser Satz auch für das Networking Business gilt, dann müsste es um Juniper Networks schlecht bestellt sein.IoT-Devices und -Services, Server, Storage oder UCC-Lösungen (Unified Communication and Collaboration) - im Juniper Portfolio sucht der IT-Anwender all dies, womit Networking-Größen wie Cisco, Huawei und andere seit Jahren versuchen ihren footprint im Markt zu vergrößern, vergebens. Etwaigen Gerüchten, dass Juniper sich in diese Richtung orientieren könnte, erteilt CEO Rami Rahim im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE eine klare Absage und bekennt: "We are still in love with networking". Im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern, wie Rahim in Nachsatz hinzufügt.

Server oder Storage vom Netzhersteller? Das wird es laut CEO Rami Rahim von Juniper nicht geben.
Server oder Storage vom Netzhersteller? Das wird es laut CEO Rami Rahim von Juniper nicht geben.
Foto: Juniper Networks

Diese Strategie basiert auf zwei Überzeugungen. So glaubt Rahim, dass die Anwender, egal ob Cloud- oder IoT-Projekte, weniger einen One-Stop-Shopping-Ansatz wählen, sondern lieber auf ein Best of Breed setzen. Des Weiteren würden die Netzwerke mit Themen wie Hybrid Cloud, Multi Cloud, Distributed Cloud sowie IoT, Mobile oder Security immer komplexer werden, so dass auch auf Herstellerseite dedizierte Spezialisten erforderlich sind, um diese noch managen zu können. Und einen dieser Experten sei Juniper, "denn Simplicity gehört zu den Grundgenen unserer Company", führt der CEO weiter aus. Diesen einfachen Betrieb eines Netzes - egal ob Carrier-grade oder Enterprise Network - will Juniper mit der Idee des Self-Driving Networks realisieren.

Idee vom Self-Driving Network

Vollautomatisiert und ohne menschliches Zutun soll das Netz der Zukunft laufen.
Vollautomatisiert und ohne menschliches Zutun soll das Netz der Zukunft laufen.
Foto: Juniper Networks

Hinter dem Self-Driving Network steckt die Vision eines Netzwerks, das automatisch neue Geräte erkennt und konfiguriert. Ebenso soll diese Netz Devices automatisch verbinden. Des Weiteren liefert das Self-Driving Network in Echtzeit Telemetriedaten über seinen Zustand, so dass Gegenmaßnahmen sofort getroffen werden - und zwar ohne menschliches Zutun perkünstlicher Intelligenz. Auf AI setzt Juniper in diesem Netz auch beim Thema Security. Oder anders formuliert, die Netzwerker wollen weg von den heute Regel-basierten Ansätzen hin zu einem Netz das per Machine Learning gesteuert wird. Darauf angesprochen, dass diese Idee zwar ganz nett sei, aber ohne die Unterstützung anderer Hersteller sowie Standardisierungsgremien wohl auf verlorenem Posten stehe, verweist Juniper-Chef Rahim auf seine Guerilla-Taktik: "Als relativ kleiner Player haben wir in den Gremien nur wenig Chancen, unsere Idee durchzusetzen. Wenn wir aber die Tier-1-Carrier wie Telefónica als Kunden gewinnen, dann werde diese die Technologie auch von ihren anderen Zulieferern fordern - und unsere Idee verbreitet sich im Markt."

Allerdings ist es bis zum Self-Driving Network, wie Rahim zugibt, noch eine weite Reise. Ein erstes Etappenziel auf diesem Weg hat der Netzwerkhersteller mit den Juniper Bots erreicht. Diese sollen es Unternehmen, Service- und Cloud Providern ermöglichen, ihren Netzbetrieb durch automatisierte Workflows und andere Technologien zu vereinfachen. Zu den neuen Juniper-Bots gehören:

Contrail PeerBot

Er automatisiert bislang schwerfällige Netzwerk-Peering-Prozesse - das Verwalten von verschiedenemBorder Gateway Protocol (BGP)Routing und komplexe Richtliniendurchsetzung - um die Realisierung von Richtlinien zu vereinfachen und eine On-demand-Skalierung zur erlauben.

Contrail TestBot

Hierunter ist eine Applikation zu verstehen, mit der Juniper Netzwerkbetreiber dabei unterstützt, eineDevOps-Herangehensweise für kontinuierliche Integration/Implementierung einzuführen. Der Bot automatisiert die kontinuierliche Prüfung von Design-, Provisionierungs- und Implementierungsveränderungen innerhalb des Netzwerks.

AppFormix HealthBot

Hierbei handelt es sich um einen Fitness- und Gesundheits-Tracker für das Netzwerk, der auf Machine Learning basiert. Er nutztAppFormix, um Netzwerkdaten in Echtzeit zu sammeln und Einblicke zu gewinnen. HealthBot setzt Troubleshooting, Wartung und Echtzeit-Analysen in eine intuitive Anwendererfahrung um. Damit liefert der Bot Betreibern handlungsorientierte Erkenntnisse zur Gesundheit des gesamten Netzwerks.

Juniper Extension Toolkit (JET)

Juniper hat das bestehende Management- und Kontroll-API-Framework von JET auf Datenebene erweitert. Damit können Programmierer Applikationen entwickeln, die einen direkten Zugriff auf die Datenebene von Juniper vMX und MX Series 3D Universal Edge Routern haben.