Arbeit 2.0

Junge Mitarbeiter wissen, was sie wollen

10.06.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Bei Google Rat holen

Dagmar Schimansky-Geier, Geschäftsführerin der Bonner Personalberatung 1a Zukunft, empfiehlt Führungskräften, viel Zeit in Gespräche mit dem Nachwuchs zu investieren: "Er will individuell angesprochen und auch für Routineaufgaben gelobt werden. Eine Beaufsichtigung durch den Chef ist aber nicht erwünscht." Gleichzeitig sollten sich Vorgesetzte davon verabschieden, bei Problemen die erste Anlaufstelle zu sein. Die sind für die Generation Y oft Google, Internet-Foren oder Freunde.

Work-Life-Balance. Karriere trotz Teilzeit. Auch wenn viele der unter 30-Jährigen Job und Privatleben nicht mehr so stark trennen - Web-Entwickler Blum legt etwa Wert darauf, mit den Kollegen abends mal ein Bier zu trinken -, ist ihnen die Balance zwischen beiden Polen wichtiger als früheren Generationen. Softwareentwicklerin Anna-Nina Simonetto hat bei BSI von Anfang an einen Teilzeitjob, freitags ist sie nie im Büro: "Ich arbeite gerne, mache aber auch viele andere Dinge gerne, etwa Baden im See." Den Tag für sich möchte die 29-Jährige nicht missen, hier schöpft sie zusätzlich Kraft, wenn sie im Projektalltag wieder alles geben muss. Bei BSI nutzen viele Kollegen die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten. Dazu BSI-Chef Rusche: "Wir haben etliche Extrembergsteiger, die sich im Sommer eine Auszeit von einigen Monaten nehmen."

Viele Firmen stehen Teilzeitmodellen jedoch skeptisch gegenüber und begründen ihre mangelnde Bereitschaft, solche Stellen zu schaffen, damit, dass die meisten Jobs in Teilzeit nicht erledigt werden könnten. Eine Argumentation, die Deloitte-Personalexperte Bohdal nicht gelten lassen will. Sein Unternehmen hat schon in den USA und in Holland eine neue Karriereplanung eingeführt, die unter anderem Karrieren in Teilzeit ermöglicht und damit mehr hochqualifizierte Frauen nach einer Familienpause im Unternehmen halten soll.

Ein wichtiger Schritt ist, alle Stellen auf Arbeitsbelastung, Arbeitsort - muss ich immer beim Kunden sein?- oder Führungsaufgaben hin zu untersuchen und dann transparent zu machen, welche Jobs sich auch für ein Teilzeitmodell eignen. "Karriere macht man nicht nur aufgrund seiner Kompetenzen, sondern auch nur dann, wenn eine geeignete Stelle verfügbar ist", ist Bohdal überzeugt. In diesem Jahr soll das Modell bei Deloitte in Deutschland eingeführt werden, nachdem in Holland die Anzahl der Frauen in Führungspositionen gestiegen und die Fluktuationsrate bei den Hochqualifizierten um zwei Prozent gesunken ist.

Die Generationen im Vergleich

Babyboomer (geboren zwischen 1955 und 1967)

Generation X (geboren zwischen 1967 und 1978)

Generation Y (geboren nach 1978)

Nachkriegsgeneration, zielstrebig, gewöhnt an Einordnung und Stellenwert des Kollektivs, teilweise idealistisch und revolutionär

In kleineren Familien aufgewachsen, individualistisch, realistisch, desillusioniert

Aufgewachsen in Zeiten des Wandels mit der Globalisierung, viele Freiheiten und Wahlmöglichkeiten, sehr gut ausgebildet, wenig Angst vor Neuem

Träumte von lebenslanger Beschäftigung in einer Firma, starke Loyalität

Starke Karriereorientierung, legt viel Wert auf materielle Dinge

Spannende Aufgaben wichtiger als Aufstieg, sucht Selbstverwirklichung und Spaß

Hierarchische Karrieren, Status wichtig

Besetzt wichtige Positionen in Unternehmen, zwei bis vier Arbeitgeber bis zur Rente

Muss sich auf wechselnde Arbeitgeber einstellen (mehr als acht bis zur Rente)

Moderne Kommunikationstechnik spät oder gar nicht genutzt

Moderne Kommunikationstechnik eingeführt

Aufgewachsen mit Internet und Handy, gewohnt, rund um die Uhr Zugang zu Informationen zu haben


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