Arbeit 2.0

Junge Mitarbeiter wissen, was sie wollen

10.06.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Vier Tage arbeiten, einen Tag lernen

Die Beschäftigten dürfen selbst entscheiden, worin und auf welchem Weg sie sich weiterbilden, sprechen sich aber vorher mit dem Teamleiter ab. Ob sie je einen Tag pro Woche oder erst am Ende eines Projekts die Weiterbildungstage nehmen können, hänge auch von Projektdruck und Kunden ab. Weiterbildung hat für die Informatiker bei Itemis unterschiedliche Gesichter: Sie schließen sich über die Standorte hinweg zu "Study groups" zusammen, tauschen sich über Portale, Blogs, Podcasts und Skype aus, sie erweitern ihr Wissen durch Internet-Recherche, Besuch von Fachkonferenzen oder Austausch mit Kollegen oder in Open-Source-Communities.

500.000 Euro für Gründungswillige

Ob man sich nun eine Programmiersprache aneignet oder sich mit Präsentationstechniken auseinandersetzt, wichtig bleibt in Trompeters Augen, dass man das Gelernte hinterher anderen erklären kann, sei es in einem Fachartikel oder in einem Blog-Eintrag. Gerade über Fachartikel könne man auch neue Kunden auf sich aufmerksam machen, so Trompeter über einen weiteren Vorzug des Modells.

Freiraum im Konzern? Große Unternehmen schrecken viele Vertreter der Generation Y ab. Zu unbeweglich, zu viele Regeln, zu wenig Freiraum. Peter Körner kennt die Vorurteile und bemüht sich, sie für seinen Arbeitgeber zu entkräften. Schließlich will die Deutsche Telekom in diesem Jahr Tausende neuer Mitarbeiter einstellen, wie der Leiter Human Resources Development betont: "Jeder Mensch versteht etwas anderes unter Freiraum und Flexibilität. Für uns heißt Flexibilität auch Arbeiten in internationalen Projekten und die Chance, zu einer unserer Tochtergesellschaften ins Ausland zu wechseln." Körner setzt aber voraus, dass die Mitarbeiter selbst aktiv werden, sich auf dem internen Stellenmarkt umsehen und für einen Wechsel auch finanzielle Nachteile in Kauf nehmen: "Wer beispielsweise in der Slowakei arbeiten will, kann nicht erwarten, so viel zu verdienen wie hierzulande." Für Mitarbeiter und externe Bewerber, die den maximalen Freiraum suchen, hat die Telekom im vergangenen Sommer das "Entrepreneurs Program" in den T-Labs aufgelegt. Wer eine Geschäftsidee hat und sich selbständig machen will, kann sich hier bewerben. Bis zu eineinhalb Jahre lang wird er mit Rat und Tat unterstützt, bis das Produkt reif für den Markt ist und das neue Unternehmen ausgegründet werden kann - pro Idee investiert der Konzern zwischen 100.000 und 500.000 Euro .

Schnelles Feedback und Anerkennung. Christopher Blum ist 16 Stunden am Tag online, er informiert sich ständig über Facebook, Twitter und diverse Blogs, welche Themen Gleichgesinnte in der Community diskutieren. E-Mail nutzt er beruflich selten, er bevorzugt Instant Messaging. Mitarbeiter wie Blum kommunizieren schnell und erwarten promptes Feedback. Darin sieht Udo Bohdal, Partner Human Capital Advisory Services bei Deloitte, auch eine wesentliche Herausforderung für Führungskräfte: "Die jungen Mitarbeiter brauchen regelmäßig Feedback, und zwar sofort. Sie wachsen stark am spontanen Feedback. Gleichzeitig brauchen sie Wertschätzung für das, was sie geleistet haben, aber nicht dafür, wie sie es geleistet haben. Ein inhaltsloses Lob wie ,toll gemacht` ist hier nicht angebracht." Führungskräfte, die nur im Rahmen des jährlichen Mitarbeitergesprächs mit dem Betreffenden reden und seine Leistung anerkennen, werden schnell den Zugang verlieren.