Jürgen Rottler, Oracle: "On-Demand ist eine Waffe gegen SAP"

10.02.2006

ROTTLER: Das ist richtig. Dort ergeben sich auch durchaus Reibungspunkte. Wir versuchen zum Teil ganz bewusst, die Infrastrukturlösung mit zu beeinflussen. Das machen wir natürlich gemeinsam mit dem Partner. Aber wir spüren auch den Wunsch der Kunden, dass Oracle in diesem Servicegefüge eine gleichwertige Rolle ausfüllen soll.

CW: Warum wollen die Kunden das?

ROTTLER: Oracle ist unabhängig, was die Infrastruktur anbelangt. Wir achten sehr auf Standardisierung, um den Kunden möglichst wenig Kosten zu verursachen. In unserem Rechenzentrum in Austin betreiben wir auf Basis von Standardrechnern das größte Linux-Grid der Welt. Das ist ein leistungsfähiges und hoch verfügbares System, mit dem wir IBM-Mainframes, HPs Superdomes und Suns Highend-Server ablösen. Damit tut sich ein Hardwareverkäufer natürlich schwer.

CW: Wird Oracle On-Demand zu einer Art Infrastrukturplattform wie beispielsweise "Appexchange" von Salesforce.com weiterentwickeln?

ROTTLER: Salesforce.com hat ein Problem. Die Lösung wird meist an einzelne Anwender verkauft. Ein Sales-Mitarbeiter lädt sich eine Lizenz herunter und spielt damit herum. Aber irgendwann kommt die IT-Abteilung und bemängelt, dass die Salesforce.com-Lösung nicht in die Infrastruktur des Unternehmens passt, was das Datenmodell oder die Anbindung an das ERP-System im Backbone betrifft. Appexchange ist der Versuch, eine integrierte Suite aufzubauen, ohne selbst investieren zu müssen. Das umzusetzen wird schwer.

CW: Übernimmt Oracle auch den On-Demand-Service für Fremdapplikationen?

ROTTLER: Meist betreut der Kunde selbst diese Applikationen. Die Aufgabe kann aber auch ein weiterer Serviceanbieter übernehmen. Wir entwickeln dafür Support- und Software-Management-Lösungen, die auf die jeweilige Umgebung des Kunden abgestimmt sind.

CW: Dann bietet Oracle kein SAP-on-Demand?