Anlageberatung mit generativer KI

JPMorgan plant einen AI Advisor

26.05.2023
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Investmentbank JPMorgan Chase entwickelt einen ChatGPT-ähnlichen KI-Dienst, der Kunden bei Investments unterstützen soll.
Werden Kunden einer KI wie ChatGPT die Vermögensverwaltung anvertrauen? JPMorgan testet es aus.
Werden Kunden einer KI wie ChatGPT die Vermögensverwaltung anvertrauen? JPMorgan testet es aus.
Foto: Zapp2Photo - shutterstock.com

Seitdem Open AI im November vergangenen Jahres mit ChatGPT an die Öffentlichkeit gegangen ist, beschäftigen sich verschiedenste Branchen mit der Möglichkeit, Generative KI für ihre Zwecke zu nutzen. Auch im Finanzwesen gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Banken wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley haben Berichten zufolge bereits damit begonnen, die Technologie für den internen Gebrauch zu testen.

So sollen laut einem CNBC-Bericht etwa in Zukunft die gut 16.000 Finanzberater von Morgan Stanley bei der Beantwortung von Anfragen von auf Open AIs Large Language Model (LLM) GPT4 basierenden Chatbots unterstützt werden. Goldman-Sachs-CIO Marco Argenti wiederum berichtete in einem Interview mit dem Wall Street Journal, dass Generative AI seinen Entwicklern bei der Erstellung von Code hilft, was eine Effizienzsteigerung im niedrigen zweistelligen Bereich bringe.

IndexGPT soll Anlage-Tipps geben

Wie CNBC herausfand, könnte JPMorgan nun sogar noch einen Schritt weitergehen und als erster etablierter Finanzdienstleister ein GPT-ähnliches Produkt direkt für seine Kunden bereitstellen. Die in New York ansässigen Bank hat Anfang Mai beim US-Patent- und Markenamt eine Marke für ein Produkt namens IndexGPT beantragt.

Laut Beschreibung geht es dabei um die "Bereitstellung einer zeitlich begrenzten Nutzung einer nicht herunterladbaren Cloud-Computing-Software, die Künstliche Intelligenz für die Auswahl von Finanztiteln und Finanzanlagen durch Computersoftware verwendet".

Bei den SaaS-Dienstleistungen soll dem Antrag zufolge KI zum Einsatz kommen, die auf "Generative Pre-trained Transformer (GPT)-Modellen" basiert. Weiter heißt es: "Aufgabe der Dienste ist es, mit Hilfe der Analysesoftware Wertpapiere auszuwählen, die auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind".

"Es handelt sich um ein KI-Programm zur Auswahl von Finanztiteln", erklärte der Markenanwalt Josh Gerben gegenüber CNBC: "Das hört sich für mich so an, als ob sie versuchen würden, meinen Finanzberater aus dem Geschäft zu drängen."

JPMorgan selbst lehnte eine Stellungnahme zu dem Artikel ab, so der News-Channel.

Konkurrenz für menschliche Finanzverwalter?

Finanzberater befürchten seit langem, dass eine Technologie auf den Markt kommen könnte, die ihre Rolle auf den Märkten verdrängt. Diese Befürchtungen haben sich aber kaum bewahrheitet - bis jetzt. So bieten zwar Vermögensverwaltungsfirmen, darunter Morgan Stanley und Bank of America's Merrill, einfache Robo-Advisor-Dienste an. Diese Entwicklung hat aber ihre menschlichen Berater nicht davon abgehalten, Milliarden von Dollar mehr an Vermögenswerten zu sammeln.

Ob das auch in Zukunft so bleibt, wird sich zeigen. JPMorgan muss IndexGPT innerhalb von etwa drei Jahren nach der Genehmigung auf den Markt bringen, um sich die Marke zu sichern. Aufgrund des Rückstaus beim US-Patent- und Markenamt dauert jedoch in der Regel es fast ein Jahr, bis eine Marke genehmigt wird, erklärte Markenanwalt Gerben gegenüber CNBC.