Joint-venture mit Unisource AT&T streckt seine Fuehler nach europaeischen TK-Maerkten aus

16.12.1994

HOOFDDORP (CW) - AT&T greift nach dem europaeischen TK-Markt. Durch ein Joint-venture mit Unisource beabsichtigt der US-Primus, in die nationalen Maerkte der Alten Welt einzudringen und somit Luecken in seiner Netzlogistik diesseits des grossen Teiches zu schliessen.

Schlagzeilen machten AT&T und Unisource bereits im Juni 1994. Damals gab Unisource - ein Konsortium aus der PTT Telecom Netherlands, der schwedischen Telia und der Swiss Telecom PTT - seine Beteiligung an der "Worldpartners Association" bekannt. Fuer 90 Millionen Mark erstanden die Europaeer einen Anteil von 20 Prozent an der Allianz, der AT&T, die japanische KDD sowie Singapore Telecom als assoziierte Mitglieder angehoeren. Worldpartners bietet multinationalen Konzernen unter der Bezeichnung "Worldsource" weltweit virtuelle Network-Services fuer Daten- und Sprachkommunikation an.

Das Joint-venture zwischen Unisource und AT&T wird ueber die Worldpartners-Aktivitaeten jedoch hinausgehen. Marktbeobachter rechnen damit, dass sich das neue Unternehmen, dessen Namen und Sitz noch geheim sind, in den groessten europaeischen Staaten um Betreiberlizenzen fuer Sprach- und Datennetze bewerben wird. Fuer AT&T waere auf diese Weise der Weg in die nationalen Maerkte der Alten Welt wesentlich vereinfacht und zusaetzlich eine Plattform fuer das Multimedia-Network sowie netzwerkbasierte Applikationen des amerikanischen TK-Giganten geschaffen. "Wir koennen unsere Strategien ohne Partner nicht durchsetzen", hatte in diesem Zusammenhang Pier Carlo Falotti, President AT&T Europe, vor kurzem gesagt.

Bedenken gegen eine Allianz mit AT&T wurden im Vorfeld der Vereinbarung seitens der drei nationalen Carrier laut, die derzeit in Unisource vereint sind. Das Trio, zu dem sich 1995 noch die spanische Telefonica gesellen wird, fuerchtete, durch die Mehrheit von AT&T in dem Joint-venture die Kontrolle ueber die heimischen Maerkte an den US-Riesen zu verlieren. Die Loesung des Problems konnte durch eine 60prozentige Majoritaet von Unisource an dem Gemeinschaftsunternehmen gefunden werden. Diane Makovsky, Pressesprecherin von Unisource, bestaetigte gegenueber der COMPUTERWOCHE den Anteilsschluessel von 60 zu 40.

Unisource wird im Zuge des Joint-ventures die Geschaeftsbereiche Business Networks sowie Satelliten- und Voice-Services mit der AT&T Business Communications Services Europe und AT&T Easylink Services Group verschmelzen. Die Company verfuegt laut Unisource ueber ein Stammkapital von 200 Millionen Dollar und soll ueber 2000 Mitarbeiter in 17 Laendern beschaeftigen. Makovsky zufolge werden ueber 300 multinational operierende Unternehmen zu den Kunden zaehlen.

Mit dem Joint-venture, von dem sich Falotti auch eine Beschleunigung des Liberalisierungsprozesses in Europa verspricht, ist der letzte der drei grossen US-Carrier eine Verbindung mit europaeischen Partnern eingegangen. Zuvor waren sich schon MCI und British Telecom sowie Sprint, die Telekom und France Telecom handelseinig geworden. Waehrend der Deal zwischen den Briten und dem zweitgroessten US-Netzbetreiber MCI von den Behoerden abgesegnet ist, beduerfen die beiden anderen Allianzen noch der Zustimmung durch die Wettbewerbshueter.