Johann Weihen, IBM: "Im Herzen ist IBM eine Technologie-Company"

06.03.2006
"Ich bitte Mitarbeiter, mir in zwei bis drei Sätzen zu erklären, was On Demand bedeutet."
"Ich bitte Mitarbeiter, mir in zwei bis drei Sätzen zu erklären, was On Demand bedeutet."

WEIHEN: Das ist die Schwäche der IBM. Wir brauchen immer drei Buchstaben, um irgendetwas zu bezeichnen. Ich bin manchmal etwas provokativ und bitte Mitarbeiter, mir in zwei bis drei Sätzen zu erklären, was On Demand bedeutet. Da zucken die meisten zusammen. Ähnlich wie SOA ist auch On Demand ein hoch komplexes Thema. Um aber Kunden den Grundgedanken klar zu machen, müssen wir einfache Begriffe wählen. Am Ende kann man sagen: Wir nennen das ganze SOA.

CW: Stichwort On Demand: Um dieses Thema ist es ruhiger geworden.

WEIHEN: Überhaupt nicht. SOA ist die Implementierung von On Demand.

CW: Das müssen Sie uns erklären.

WEIHEN: Hinter On Demand steht nichts anderes als der uralte Wunsch eines Unternehmers, möglichst keine fixen, sondern nur noch variable Kosten zu haben. Bei SOA geht es darum, starre Prozesse und Anwendungen aufzubrechen und zu modularisieren. Die so entstandenen Komponenten lassen sich mehrfach verwenden, Unternehmen werden flexibler und können Fixkosten in variable Kosten umwandeln. Insofern ist SOA die konsequente Fortsetzung des On-Demand-Gedankens.

CW: Läuft die Branche - Fachmedien eingeschlossen - damit nicht wieder Gefahr, ein Konzept völlig überzubewerten?

WEIHEN: SOA ist kein Allheilmittel, das gibt es in der IT nicht. Eine gewisse Individualität werden sich die Unternehmen schon aufgrund der vielen Legacy-Systeme immer bewahren. Aber wir haben endlich wieder eine innovative Grundlage, auf der viele Kunden aufbauen können.

CW: Ein Argument der SOA-Protagonisten lautet Herstellerunabhängigkeit. Doch SOA erfordert einen mächtigen Middlewarestack, den wiederum Branchenriesen wie IBM, Oracle, Microsoft oder SAP liefern wollen. Bedeutet das nicht, dass sich die Abhängigkeit vom Softwarelieferanten nur auf die Integrationsebene verlagert?