Jobwechsel: Chancen und Risiken genau abwägen

11.07.2005
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Auf Avanade und die dortigen Karriereperspektiven machten ihn Freunde aufmerksam. Für die Entscheidung ließ sich Müller Zeit, denn er wollte sicher sein, dass Rahmenbedingungen und Aufgaben zu seinen Vorstellungen passen. Inzwischen arbeitet er seit rund dreieinhalb Jahren für das Beratungshaus; die verschiedenen beruflichen Stationen sieht Müller als Bereicherung für seinen Karriereweg: "Nach dem Studium war ich ein Heißsporn; jetzt weiß ich, dass überall nur mit Wasser gekocht wird", beschreibt er seine unterschiedlichen Erfahrungen.

Stephan Adler, Avanade: "Obwohl in bundesweit gesucht habe, war es ziemlich schwierig."

Geduld und intensive Recherche zählen zu den wichtigen Tugenden von Wechselwilligen. Stephan Adler beobachtete den IT-Arbeitsmarkt seit Herbst 2003, bei seinem jetzigen Arbeitgeber Avanade unterschrieb er knapp ein Jahr später den Arbeitsvertrag. "Obwohl ich bundesweit gesucht habe, war es ziemlich schwierig", erzählt er. "Ich habe mich bei Studienkollegen umgehört, Fachzeitschriften gelesen und in Stellenbörsen im Netz gestöbert." Auf das Beratungsunternehmen Avanade stieß der 35-Jährige zufällig: "Ich habe ein Inserat in einer Fachzeitschrift gesehen; zwar passte die Ausschreibung nicht ganz zu meinem Profil, aber ich habe daraufhin eine Online-Bewerbung losgeschickt."

Nach zwei Telefoninterviews folgten das Vorstellungsgespräch und schließlich der Arbeitsvertrag. Der neue Job in der Beratung war für den Informatiker nach sechseinhalb Jahren als Softwareentwickler für ein mittelständisches Unternehmen eine enorme Umstellung. "Jetzt bin ich viel unterwegs und muss den Kontakt zum Freundeskreis anders organisieren", erläutert er. Doch bereut hat er seinen Schritt nicht: "Im Vorstellungsgespräch habe ich die Punkte, die bei meinem letzten Arbeitgeber nicht so gut liefen, angesprochen und abgeklärt." Zwar sei es schwierig gewesen, eine passende Stelle zu finden, aber da Adler sich aus einer Festanstellung heraus bewarb, war er nicht unter Zugzwang und konnte sich in Ruhe entscheiden. "Jetzt arbeite ich in größeren Projekten, Soft Skills sind wesentlich wichtiger."

Auch Klaus Helling beobachtete den IT-Arbeitsmarkt in den vergangenen zwei Jahren genau; ob in Jobbörsen, Fachzeitschriften oder über das persönliche Netzwerk: Für den CRM-Spezialisten gab es nur wenige Angebote. Doch seit letztem Herbst inserierten Unternehmen wieder häufiger, so die Beobachtung des 39-Jährigen. "Es war, als ob ein Schalter umgelegt worden wäre." Headhunter meldeten sich plötzlich wieder; ein gutes Indiz für eine Kehrtwende am IT-Arbeitsmarkt. Ein Personalberater überzeugte den Berufserfahrenen schließlich, zu dem jungen und mit 75 Mitarbeitern noch kleinen Beratungshaus eC4u nach Karlsruhe zu gehen.