Jobverlust oder falsche Wahrnehmung?

22.06.2005
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Nach dem Report erwarten Firmen ebenso wie Anbieter von Offshoring-Dienstleistungen, dass "Prozessverlagerungen bei IT-getriebenen Dienstleistungen" in Summe "keine dramatischen Dimensionen erreichen werden". Das Offshoring-Geschäft starte von einem niedrigen Niveau, entsprechend wanderten noch "relativ wenige Projekte und Prozesse aus Deutschland ins Ausland". Allerdings besteht ein "breiter Konsens, dass sowohl der Umsatz mit als auch die Gesamtnachfrage nach Offshoring-Dienstleistungen in den nächsten Jahren deutlich steigen werden".

Insbesondere der "echte" Mittelständler zeigt Interesse an Dienstleistungen aus Billiglohnregionen. 71 Prozent der befragten Firmen, die sich solcher Services bedienen, beschäftigen lediglich bis zu 250 Mitarbeiter. Typische Großkonzerne mit mindestens 10000 Angestellten nutzen hingegen nach den Ergebnissen des Reports nur zu 4,9 Prozent Offshoring-Dienstleistungen.

Kosten sollen gesenkt werden

Auch die Beweggründe für Personalplanungsaktivitäten jenseits der deutschen Grenzen werden nach der Untersuchung ziemlich klar: In erster Linie sollen die Kosten gesenkt werden. Auf der Hitliste der Gründe für das Engagement im Ausland rangieren die Argumente, Firmen wollten ihre Flexibilität steigern und sich aufs Kerngeschäft konzentrieren, ebenfalls ganz vorne.

Bereits an vierter Stelle folgt der Wunsch, qualifiziertes Personal im Ausland zu finden. Und diesbezüglich scheint in Deutschland tatsächlich einiges im Argen zu liegen: Die gerade erst in München vorgestellte "Ingenieurstudie 2005" des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) moniert, 20 Prozent der deutschen Unternehmen könnten in diesem Jahr ihren Bedarf an Ingenieuren für Forschung und Entwicklung sowie Informationstechnik nicht decken. Besonders betroffen von den Nachwuchssorgen ist der Mittelstand: Hier würden 60 Prozent der Firmen händeringend Fachpersonal suchen. Der Bedarf an Ingenieuren der Elektro- und Informationstechnik von "deutlich über 100000" pro Jahr könne durch die künftigen Absolventen nicht erfüllt werden. VDE-Präsident Michael Stadler sagte, noch planten die meisten deutschen Firmen nicht, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ins Ausland zu verlagern. Sollte sich der Mangel an Fachkräften jedoch fortsetzen, könnten sich die Vorzeichen ändern.