"Jobsuchmaschinen sind technisch eine Katastrophe"

12.03.2007
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Weil ihm keine Jobsuchmaschine gefiel, hat der Münchner Wissenschaftler Franz Guenthner eine neue entwickelt: www.Jobanova.de. Gegenüber der CW erläutert er, warum sie besser als die anderen ist.

CW: Warum noch eine Jobsuchmaschine, wenn es schon Hunderte im Web gibt?

GUENTHNER: Einerseits gibt es schon viel zu viele Jobsuchmaschinen, was dazu führt, dass der Benutzer von keiner, was den Umfang und die Auswahl der Angebote betrifft, gut bedient wird - auch nicht von den spezialisierten. Eine neue Jobsuchmaschine sollte also die meisten der anderen einfach obsolet machen. Ob das gelingt, wird sich zeigen. Andererseits sind die existierenden Jobsuchmaschinen ohne Ausnahme sowohl in Deutschland als auch anderswo technisch eine Katastrophe.

CW: Warum empfinden Sie die bestehenden Jobsuchmaschinen technisch als Katastophe?

GUENTHNER: Wir haben eine Studie zur Qualität von Suchmaschinen gemacht, insbesondere auch zu Jobsuchmaschinen, die nachweist, dass in der Regel – je nach Anfragetyp – weit weniger als zehn Prozent der relevanten Ergebnisse gefunden werden. Das gilt übrigens auch für Google, aber die haben andere Abdeckungsansprüche. Zudem hatten wir den Ehrgeiz, eine absolut neuartige Suchtechnologie zu präsentieren, die auf Algorithmen für approximative Suchverfahren basiert und die wir auch als eigenständige Suchplattform vertreiben.

CW: Was gefällt Ihnen an den anderen Jobsuchmaschinen nicht?

GUENTHNER: Alle anderen Jobsuchmaschinen orientieren sich an den Suchmaschinen der ersten Generation, also einfache Volltextsuche ohne irgendeine Analyse der speziellen Gegebenheiten der Jobwelt, und führen in einer Vielzahl von Fällen zu seltsamen Ergebnissen.

CW: Ein Beispiel?

Franz Guenthner: "Man findet immer nur einen Bruchteil der gewünschten Ergebnisse."
Franz Guenthner: "Man findet immer nur einen Bruchteil der gewünschten Ergebnisse."

GUENTHNER: Probieren Sie mal eine Suche nach „koch“, und sie bekommen selten einen Koch zu sehen, sondern Dokumente, die Passagen enthalten wie „Schicken Sie Ihre Bewerbung an Frau Renate Koch“ oder Adressenteile wie Robert-Koch-Straße. Aber noch schlimmer: Jede Form von orthografischer oder semantischer Varianz (unterschiedliche Schreibformen oder Rechtschreibfehler und synonyme Begriffe) haben seltsame Effekte. Man findet also immer nur einen Bruchteil der gewünschten Ergebnisse: Man weiß nie, ob man die optimalen Jobs nicht gefunden hat, weil es sie nicht gibt, oder nur weil man die Frage falsch formuliert hat. Es wären also Dutzende, wenn nicht Hunderte von Anfragen erforderlich, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

CW: Wie schaut es mit der Qualität der eingestellten Jobanzeigen auf den Jobsuchmaschinen heute aus?

GUENTHNER: Die meisten Jobsuchmaschinen sind nichts anderes als die Fortsetzung der Stellenanzeigenpraxis der Zeitungen; sie nützen kaum die vielen technischen Möglichkeiten, die heute im Web einsetzbar sind. So sucht man auf den meisten von ihnen genau so lang und schlecht, wie man es früher in den Zeitung tun musste. Die Angebote unterscheiden sich natürlich auch dadurch, wie viel für eine Anzeige bezahlt werden muss. Angebote für gehobene Stellen kosten mehr, und das schlägt sich nieder in der Art und im Umfang von Angeboten auf den einzelnen Jobsuchmaschinen. In fast allen Fällen werden die einzelnen Angebote auch noch händisch bearbeitet wie früher bei den Zeitungen, bevor sie in den Suchmaschinen auffindbar sind. Es gibt auch eine Reihe von Jobsuchmaschinen, die Stellenangebote auf den Homepages der Firmen ausfindig machen und die wichtigsten Informationen automatisch extrahieren. Die Qualität solcher gecrawlten Indexe, auch wenn sie um einiges größer sind als die Indexe mit manuell eingestellten und klassifizierten Angeboten, ist mehr als durchwachsen und hat auch bis heute nicht überzeugt. Ich will nicht behaupten, dass eine ebenso gute Qualität bei sehr großen Mengen nicht möglich wäre, ganz im Gegenteil; sie ist einfach noch nicht annähernd erreicht worden.

CW: Was ist bei Jobanova anders?

GUENTHNER: Jobanova ist ein Beispiel für eine neuartige Suchtechnik, die zwei Funktionen verknüpft : Die erste basiert auf einer neuartigen Suchmethode, die fehlertolerant gegenüber allen Schreibvarianten ist und sogar in sehr großen Datenmengen binnen wenigen Millisekunden die besten Resultate findet. Wenn man bedenkt, dass mehr als zehn Prozent aller Eingaben auf Suchmaschinen fehlerhaft sind und dass praktisch alle Anfragen in vielen verschiedenen Formen gestellt werden können, muss dem Sucher auf anderen Wegen geholfen werden, die Inhalte der zur durchsuchenden Datenbanken besser in den Griff zu bekommen.

Jobanovas zweite Innovation besteht darin, dass alle Resultate, die zur Anfrage passen, sofort, also schon während des Tippens, angezeigt werden. Der Benutzer sieht somit alle in Frage kommenden Antworten auf seinen Jobwunsch. So sieht ein Benutzer bei einer partiellen Eingabe wie „Berlin Heiz“ auf einen Schlag, dass es folgende eng verwandte Jobs in Berlin gibt: Heizungsmonteur, Heizungsbauer, Heizungsinstallateur, Heizung-Sanitär-Installateur, Heizunglüftungsmonteur, Installateur (Heizung), Gas-Wasser-Heizungsinstallateur, Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Somit kann der Suchende nicht nur den für ihn am interessantesten Begriffen zuerst nachgehen, sondern er sieht die ganze Palette von Möglichkeiten auf einmal. Keine potenzielle Stelle fällt unter den Tisch. Die Suche wird um etliches vereinfacht und beschleunigt. In vielen Fällen sucht man hundertmal schneller.

Jobanova

Seit einigen Monaten können Jobsuchende auf der neuen Jobsuchmaschine Jobanova nach Arbeitsmöglichkeiten Ausschau halten. Jobanova bietet rund 40.000 Stellenangebote von deutschen und auch einigen ausländischen Firmen an. Im Gegensatz zu anderen Suchmaschinen ist die Suche bei Jobanova immun gegenüber Schreibfehlern, und die in Frage kommenden Resultate werden schon angezeigt, während der Benutzer seine Frage formulierrt.

Wer über die Bundesagentur für Arbeit Stellen ausschreibt, sollte, so der Wunsch des Professors, diese auch zu kommerziellen Datenbanken wie Jobanova weiterleiten. Jobsucher werden, so ist Guenthner überzeugt, um ein Vielfaches schneller fündig. Seit die Arbeitsagentur zum Januar die Zusammenarbeit mit den Jobbörsen geändert hat, werden jetzt nur noch die Stellen in den kommerziellen Börsen veröffentlicht, für die der Arbeitgeber dies explizit wünscht.

CW: Was haben Sie als nächstes vor?

GUENTHNER: Jobanova verfügt über das gesamte Angebot der Agentur für Arbeit und einige tausend zusätzliche eingestellte Stellen von diversen Firmen. Da wir auch über eine Technologie zum Auffinden von Stellenangeboten im Web verfügen, werden wir in der nächsten Zeit weitere Stellenangebote für eine Anzahl von Spezialbereichen zu unserer Datenbank hinzufügen. Wir hoffen natürlich auch, dass die Anzahl der bezahlten Stellenanzeigen ständig wachsen wird und wir somit nicht nur die effektivste, sondern auch größte Jobsuchmaschine in Deutschland sein werden. Wir werden demnächst aus den Texten der Anzeigen die wichtigen Begriffe extrahieren und in die Vorschlagsgenerierung einbeziehen. Wenn ein Benutzer ein beliebiges Schlüsselwort verwendet, das für ein Stellenangebot relevant ist, wird sofort das Angebot vorgeschlagen.

Die andere wichtige Innovation, die schon fertig gestellt ist, wird die Verwendung eines riesigen Synonymthesaurus für die Jobwelt sein, der alle Varianten von Hunderttausenden von Bezeichnern von Stellen, Branchen und Tätigkeiten kennt. Zusammen mit einer ähnlichen Synonymik für geografische Einheiten wird man dann sehr mächtige Anfragen an Jobanova stellen können, die Tausende von herkömmlichen Anfragen subsumieren. Beispiele von solchen Anfragen sind „Gastronomie Niederbayern“, die alle Jobs in der Gastronomie im gesamten niederbayerischen Raum findet oder „IT-Berater Frankfurt“, die alle Stellen für IT-Berater in Frankfurt findet, egal ob im Angebot eine der mehr als hundert möglichen Formulierungen für diesen Beruf verwendet worden sind vom Anwendersoftwareberater bis hin zum Technical Support Consultant und viele mehr. Dann können sich die Jobsucher endlich darauf konzentrieren, ihre Bewerbungen auf die wirklich passenden Jobs zu schreiben.