Jobs fuer 1500 Digital-Beschaeftigte noch gesichert Neues Modell soll Mitarbeiter vor Arbeitslosigkeit bewahren

28.10.1994

MUENCHEN (hk) - Digital-Anwender und -Mitarbeiter sind erleichtert, dass der Computerkonzern zunaechst einen Weg zur Loesung der Krise gefunden hat. Fuer 1500 der 2200 Beschaeftigten, die das Unternehmen in Deutschland entlassen wollte, wurde eine Mitarbeitergesellschaft (MAG) gegruendet, die als selbstaendiges Unternehmen am Markt agieren soll.

Nach dem Vorbild der ostdeutschen Beschaeftigungsgesellschaften wollte Digital urspruenglich eine Auffanggesellschaft gruenden, die sich um die Qualifizierung und Vermittlung der freigesetzten Mitarbeiter kuemmern sollte.

Nach wochenlangen Verhandlungen hat man nun eine Loesung gefunden, die beide Seiten, also sowohl die Digital-Geschaeftsfuehrung als auch der Betriebsrat und die IG-Metall, als "kreatives und innovatives Konzept" feiern.

Die MAG wird als eigenstaendiges Unternehmen am Markt operieren und nicht als "Firma, die eine Art Parkplatz vor dem Arbeitsamt" ist, wie Digital-Betriebsrat Wolfgang Mueller erklaerte.

Die neue Gesellschaft soll sich auf Gebieten engagieren, die Digital nicht als Kerngeschaeft bezeichnet. Zwar stehe noch nicht im Detail fest, in welchen Bereichen die MAG taetig werde, genannt wurden indes die Geschaeftsfelder Direktvertrieb, horizontale Software (gemeint sind die Kienzle-Programme etwa zur Finanzbuchhaltung), Hardware-Anpassung und Schulung.

Ausserdem soll die neue Gesellschaft die Moeglichkeit erhalten, Hardware und Software von Digital zu vertreiben. Der Umsatz daraus soll sich im ersten Jahr auf 100 bis 120 Millionen Mark Umsatz belaufen, mit weiteren 60 Millionen sei aus dem Dienstleistungsgeschaeft fuer Digital zu rechnen. Ueber die Hoehe der Anschubfinanzierung liegen keine Informationen vor.

Auf seiten des Betriebsrates und der Geschaeftsfuehrung, so war zu erfahren, sind nun die Tueftler am Werk. Ihre Aufgabe besteht darin, den Wert der Geschaeftsfelder, die in die MAG uebergehen, zu ermitteln. Vor allem die Arbeitnehmervertreter erhoffen sich Informationen darueber, welche Ueberlebenschancen die neue Gesellschaft hat.

Als festen Posten verbucht der Betriebsrat die Summe von 180 Millionen Mark. Das ist das Geld aus den Sozialplananspruechen der MAG-Mitarbeiter. Fuer jeden der 1500 Mitarbeiter wird mit einer durchschnittlichen Abfindung von 120 000 Mark kalkuliert. Die sozialen Besitzstaende wie Gehaelter, Nebenleistungen und betriebliche Altersversorgung bestehen weiter. Unter den 1500 MAG- Beschaeftigten werden sich voraussichtlich die verbliebenen 500 von Digital-Kienzle befinden.

Otto Titze ist froh ueber diese Entscheidung. "Endlich ist eine Loesung auf dem Tisch", und es koenne Ruhe einkehren, so der Vorsitzende von Decus, der Vereinigung der Digital-Anwender.