Erneutes Dementi konkreter Entlassungspläne, aber

Jobkürzungen bei Philipssind nicht mehr ausgeschlossen

30.03.1990

NÜRNBERG/EINDHOVEN (vwd/IDG) - Erneut hat die Philips Kommunikations Industrie AG, Nürnberg, Vermutungen über bevorstehende Entlassungen im Bürokommunikationsbereich dementiert. Anlaß war ein Bericht der "Wirtschaftswoche", wonach mehrere hundert Stellen im Vertrieb gestrichen werden sollen.

Bereits im Januar hatte die COMPUTERWOCHE (Nr. 3, vom l9. Januar 1990, Seite l) Vermutungen von Insidern wiedergegeben, es stünden 200 bis 300 Entlassungen in der Siegener PKI- Niederlassung an. Damals hatte PKI ebenfalls mit einem Dementi reagiert, gleichwohl von normalen "ständigen Anpassungen von Organisation und Personal an die aktuelle Unternehmens- und Marktentwicklung" gesprochen. Auf die neuen Berichte hin verwies Philips-Sprecher Peter Dörntlein jetzt darauf, daß Umstrukturierungen nicht nur bei der PKI, sondern konzernweit anstünden.

Gleichwohl werde, insoweit bestätigte Dörntlein den Bericht der "Wirtschaftswoche", der indirekte EDV-Vertrieb über externe Händler auf Kosten der hauseigenen Vertriebsabteilung ausgebaut werden. Der Bürokommunikationsbereich, so der Sprecher weiter, erfülle derzeit tatsächlich nicht die Erwartungen; sollte die Entwicklung andauern, könne auch ein Stellenabbau nicht ausgeschlossen werden. Die Restrukturierung des Konzerns soll in diesem Jahr beschleunigt werden, was sich sowohl in Entlassungen als auch in der Beteiligung an neuen Joint-ventures auswirken könne, sagte Präsident Cornelius van der Klugt. Nach seinen Worten hat Philips im Computergeschäft 1989 mehr als 100 Millionen Dollar verloren und werde ein bis zwei Jahre benötigen, um wieder profitabel zu werden.

Trotz mehrfach geäußerter Einschätzung von Beobachtern, der Philips-Computerbereich sei zu klein, um auf dem Weltmarkt bestehen zu können, will die NV Philips Gloeilampenfabrieken, sich weiter

als Anbieter von DV-Systemen betätigen.

Auch die Möglichkeit des Ausstiegs aus dem PC-Geschäft wurde von Philips dementiert: Cas Osnabrug, Bereichsleiter Telekommunikation und Informationssysteme, stellte vielmehr fest, man setze große Hoffnungen auf Unix-basierte Multiuser-Systeme. Hierbei biete die Festlegung institutioneller Anwender, zum Beispiel der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, auf den Unix-Standard einen Wachstumspfad für Philips.

Laut Osnabrug hat sich die Integration der kürzlich als Produktbereiche getrennten Sektoren Telekommunikation und Datensysteme in eine holländische Vertriebsorganisation im übrigen als Erfolg erwiesen.

Unterdessen gab die Philips-US-Tochter North America Philips Corp. bekannt, daß sie den 49prozentigen Anteil der Control Data Corp. am 1986 gegründeten Joint-venture Laser Magnetic Storage International Co. (LMS) übernehmen wird. Eine prinzipielle Übereinkunft sei bereits getroffen und die Übernahmeverhandlungen mit CDC seien angelaufen. LMS entwikkelt, produziert und vertreibt Massenspeicher für OEM- und VAR-Kunden.