Job-Accounting: Verschämter Blick ins "Allerheiligste"?

17.02.1978

Jahrelange Erfahrungen mit der Datenverarbeitung, zudem ständig wachsendes EDV-Know-how beim Management, nicht zuletzt die verschlechterte Konjunkturlage sind Grund genug, mehr und mehr Gedanken dafür zu verwenden, das Rationalisierungsinstrument "Computer" selbst zu rationalisieren. "Die Zeit, da Datenverarbeitung einfach nur ,Geld' kostete", ist nach Meinung von H. Stieffenhofer vom Sparkassen-Rechenzentrum in Saarbrücken vorbei. Auch die Hexenkünstler von damals gibt es nicht mehr. Heute ist das "Allerheiligste" ein Service-Bereich, der seine Leistungen weiter berechnet und deshalb sehr genau Auskunft darüber geben muß, wie sich die Umlagebeträge zusammensetzen. Ein Hilfsmittel hierfür ist das Job-Accounting, vorausgesetzt, daß man dieses Instrument richtig einzusetzen weiß. Drei Job-Accounting-Erfahrene berichten.

H. G. Stieffenhofer

Direktor des Rechenzentrums des Sparkassen- und Giroverbandes, Saarbrücken

Job Accounting dient bei uns in erster Linie als Basis für die Kalkulation der Abrechnungssätze. In einem Service-Betrieb ist es oberstes Gesetz, Abgrenzungen auch im kleinsten Bereich durchzuführen. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ein Rechenzentrum unserer Größenordnung - das jedoch relativ klein ist - ohne ein "ausgefuchstes" Job Accounting auskommen kann. Es gibt aber leider immer noch viele Unternehmen, bei denen Datenverarbeitung pauschal "Geld" kostet. Wir benutzen als Unterstützung hierzu den Accounting Record aus Grasp und holen uns mit einem eigenen Programmpaket, das wir in sieben Jahren ausgefeilt haben, die Daten, die wir benötigen. Allerdings sollten Anwender, die heute erst planen, Job Accounting einzuführen, nicht mehr selber stricken, gibt heute auf dem Markt solche Pakete weitaus günstiger. Wir unterscheiden einmal das DOS-Job Accounting und den VM-Account.

Im ersten Fall wird nicht nur aufgezeichnet, wann bestimmte Jobs gelaufen sind, sondern auch der Nachweis über die benötigten Ressourcen erbracht, der wiederum dazu dient, Abrechnungssätze zu bestimmen und die Hardwareplanung zu unterstützen. Aufgezeichnet werden die CPU-Zeit sowie verbrauchte Hauptspeichergrößen - durch die virtuelle Betriebssystemtechnik problematischer als beim realen Speicher. Weiter wird festgehalten im Bereich der Band- und Plattenperipherie die angesprochenen Einheiten sowie die Menge der I/O?s. Außerdem noch Aktivitäten der externen Einheiten wie Drucker, Kartenleser und -stanzer.

Unsere Zielvorstellung ist, später einmal das Job Accounting in ein automatisches Rechnungsverfahren hineinlaufen zu lassen. Beim VM-Accounting ist das bereits erreicht, da wir interaktive Programmierung verkaufen. In der automatischen Rechnungsschreibung sind Parameter für den Leistungsentgelt gesetzt, die mit der Leistungseinheit multipliziert werden. Der Gemeinkostenfaktor errechnet sich aus den eigentlichen Hardwarekosten plus den Sätzen aus unserer internen Kostenrechnung, die genau aussagt, was die eigentliche Produktion kostet. Demnach kostet uns die eigentliche Hardware nicht N, sondern N plus derzeit etwa 60 Prozent Produktionskosten.

Heinrich Füser

Leiter der Datenverarbeitung Wintershall AG, Kassel

Die Wintershall AG begann erst im Jahre 1971 mit der EDV, bereits 1972 wurde das Job Accounting eingeführt, zu dieser Zeit mit einem selbstgeschriebenen Paket, bestehend aus sechs Programmen und neun Hilfsprogrammen. Kurz nach der Umstellung auf eine 370/ 145 (seit kurzem zwei Systeme 370/148), im Jahre 1974, haben wir dann die von Namic in Oslo angebotenen Pakete I und II (Job Accounting and Hardware Control und Data Center Billing) installiert. Diese Pakete sind von der Anwendung her sehr gut, problematisch ist nur die Wartung, da das Unternehmen bis heute noch keine Niederlassung in Deutschland hat und man alle anfallenden Probleme nach Oslo melden muß. Wir warten zum Beispiel heute noch auf die Erledigung eines im Oktober/November 77 gemeldeten Fehlers. Gefahr bei der Namic-Software ist zudem die Vielseitigkeit der möglichen Ergebnisse, die letztlich zu einer hohen Rechnerbelegung führen.

Zur Zeit wird in unserem Hause das Job Accounting und die damit verbundene Leistungsberechnung an unsere Benutzer neu überdacht: Wir rechnen für viele Beteiligungsgesellschaften und Werke, die teilweise relativ eigenständig arbeiten und zudem über ganz Deutschland verteilt sind. Unsere Benutzer fordern mehr und mehr eine exakte Definition der ihnen in Rechnung gestellten Beträge. Mit den herkömmlichen Abrechnungsverfahren ist das meist nicht immer möglich, speziell bei Fragen zu Wiederholungsläufen können oft Mißverständnisse auftreten. Um hier Abhilfe zu schaffen und den Benutzern entgegenzukommen, wollen wir anwenderspezifische Abrechnungsparameter schaffen, statt der bisher Job-Account bezogenen. Die Job Accounting-Daten sollen künftig zur Ermittlung der anwenderspezifischen Parameter dienen sowie zur ständigen Stützung und Kontrolle dieses Verfahrens. Zum Beispiel können wir festlegen, was eine Journalseite im .Rechnungswesen kostet. Diese so ermittelte feste Zahl dient dann der Berechnung der Anwenderkosten.

Zur Berechnung des Gemeinkostenfaktors sehen wir das Rechenzentrum als Gesamtblock: Alle Mieten, Personalkosten (keine Programmierer, Organisatoren und Systemprogrammierer), Fremd-Software für das Rechenzentrum sowie der Aufwand für eine dem Rechenzentrum vorgeschaltete Sachbearbeiter-Gruppe, die Anwender-Kontakte durchführt, werden mit allen auf der Kostenstelle "Rechenzentrum" anfallenden internen Kosten addiert und ergeben den Kostensatz pro Monat, der nun auf die gefahrene Rechnerzeit umgelegt wird.

Eberhard Schaak

Hauptabteilungsleiter Organisation und Datenverarbeitung (Foto), und

Walter Kohlmann

Abteilungsleiter Datenverarbeitung, M.A.N., Augsburg

Als "Dienstleistungsunternehmen" ist es für den Bereich Organisation und Datenverarbeitung seit Jahren selbstverständlich, dem kaufmännischen Rechnungswesen des Unternehmens die Daten bereitzustellen, die für eine verursachungsgerechte Verteilung der Org- und DV-Kosten auf die auftraggebenden Fachbereiche (Kostenstellen) und die einzelnen Aufträge/Projekte (Kostenträger) benötigt werden. Wesentliches Instrument ist eine Auftragsdatei, in der für jede laufende oder einmalige Arbeit ein Auftragsstammsatz eröffnet wird, der unter anderem Planzahlen und den Schlüssel der Kostenverteilung auf die leistungsempfangenden Kostenstellen enthält. Wir unterscheiden - abhängig von den Möglichkeiten der Leistungserfassung - drei Blöcke:

- Systementwicklung und Pflege:

Die hier erbrachten Leistungen werden über Stundenaufschreibungen dem einzelnen Auftrag/Projekt zugeordnet.

- Datenerfassung:

Das Erfassungsvolumen je Auftrag wird manuell oder - falls möglich - maschinell registriert und mit Faktoren, die den Schwierigkeitsgrad der Arbeit berücksichtigen, gewichtet.

- EDV-Produktion:

Die Leistungserfassung je Job erfolgt durch Auswertung der vom Betriebssystem bereitgestellten SMF-Sätze, wobei CPU-Zeit, Hauptspeicherbelegung und Anzahl der angesprochenen Dateien und der Zugriff auf periphere Einheiten benutzt werden.

Alle Leistungskomponenten werden monatlich in der Auftragsdatei zusammengeführt und mit Preisen, die das kaufmännische Rechnungswesen ermittelt hat, bewertet. Diese Preise werden auf Basis der Planzahlen für jedes Geschäftsjahr so festgelegt, daß die Gesamtkosten Organisation und Datenverarbeitung gedeckt werden.

Bei wesentlichen Planabweichungen besteht die Möglichkeit einer nachträglichen Korrektur. Eine spezielle Regelung gilt für Terminals, die dezentral in Fachbereichen installiert sind (Bildschirme, Drucker etc.). Hierfür werden den Kostenstellen monatlich nutzungsunabhängig feste Verrechnungspreise belastet.