Interview mit Suns Chief Scientist

Jini leidet an der fehlenden Netzinfrastruktur

02.06.2000
SAN MATEO (IDG) - Suns Netzkonzept Jini kommt nicht so recht aus den Startlöchern. Katherine Bull und Ed Scannell von der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" sprachen mit Bill Joy, Chief Scientist und Mitgründer von Sun Microsystems, über die Gründe dafür.

CW: Wann wird Jini in der Praxis endlich Realität?

JOY: Das hängt von der Infrastruktur ab. Bei Jini geht es darum, Geräte an stets und überall verfügbare Netze anzuschließen. Und es sieht so aus, als hätten wir ein Problem damit, dass sich die Architektur für solche Netze ein bisschen langsam entwickelt.

Schauen Sie sich nur einmal kabelbasierte und drahtlose Netze an. Im Festnetzbereich bekommt man nur mit Mühe und Not DSL, es sind einfach nicht genügend Kapazitäten verfügbar. Selbst ISDN ist schwer zu kriegen (gilt nur für die USA, Anm. d. Red.). Und die drahtlosen digitalen Netze kommen nicht aus den Startlöchern, einfach weil es so viele verschiedene sind. Das ist das Problem: Für die tollen Produkte der allumfassend vernetzten Welt fehlt noch die nötige Infrastruktur. Wir sehen das zum Beispiel in Japan, wo wir Java in Telefone gepackt haben. Produktrenner treiben zwar den Markt voran, aber sie können gleichzeitig nur entstehen, wenn auch die Netzinfrastruktur dafür vorhanden ist - ein Teufelskreis. Für uns sind Java und Jini echte Renner, die aber mangels geeigneter Netze nicht so recht in die Gänge kommen.

CW: Jini stellt enorme Anforderungen an die Hardware. Wie wollen Sie die nötigen Features in Alltagsgeräten wie Nokia-Handys unterbringen?

JOY: Wir arbeiten an einer Jini-Version mit kleinerem Footprint; eine schlankere Java-Version haben wir ja schon entwickelt.

CW: Und Jini wollen Sie unter 1 MB drücken?

JOY: Das schaffen wir auf jeden Fall. Vor allem in Sensoren brauchen wir ein kompaktes Jini. Wir packen Massen von diesen Sensoren überall hin. Manche arbeiten drahtlos oder in Single-Chip-Geräten, zum Beispiel einem Radio oder einem Airbag. Man könnte Sensoren im Motor eines Autos oder der Turbine eines Flugzeugs haben. Das wären die perfekten Geräte, um sie in ein Jini-Netz zu integrieren. Aber solche Geräte senden nur, sie brauchen also nicht dafür präpariert zu werden, Daten auch zu empfangen. Das kriegen wir hoffentlich bereits in der ersten Jini-Version unter. Ich hoffe, dass wir noch in diesem Jahr eine weniger ressourcenintensive Jini-Version für die Sensorwelt auf den Markt bringen können. Wir haben mit Firmen wie Echelon an dieser Technik gearbeitet.