Chairman Blumenthal setzt auf Verkaufsbereitschaft der Aktionäre:

Jetzt soll Sperry endgültig zu Burreughs

16.05.1986

MÜNCHEN/NEW YORK (ujf) - Mit der BUNCH-Gruppe soll bald Schluß sein. Michael Blumenthal, Finanzminister unter Präsident Carter und seit seinem Abschied von der Politik Burroughs-Chef, will mit Hilfe eines "unfriendly take-over bid" den Konkurrenten Sperry in seinen Konzern einbinden.

Die ."unfreundliche", weil nicht im Einverständnis mit dem Management des Übernahmekandidaten verkündete Offerte an die Besitzer der 57 Millionen Sperry-Aktien soll Burroughs vom BUNCH- zum BID-Mitglied machen. BID steht dabei für Burroughs, IBM, DEC" . die nach einer Fusion des B und des U (Univac) aus "BUNCH" drei größten Computeranbieter der Welt. Digital müßte dabei den zweiten Platz räumen denn das neue Konglomerat hätte über zehn Milliarden Dollar Jahresumsatz. DEC schaffte 1985 "nur" 6,7 Milliarden.

Das letzte Angebot Blumenthals, den umsatzstarkeren Mitbewerber zu übernehmen, liegt nicht einmal ein Jahr zurück. Seinerzeit war gerade ITT aus dem Rennen um die Macht beim Mischkonzern Sperry ausgestiegen. Hatte ITT 50 Dollar geboten, versuchte es jetzt Burroughs mit 60. Auch das fand nicht genug

Anklang - zu unklar war, wie Burroughs mit den Kompatibilitätsproblemen fertig werden wollte, ohne eine der Rechnerserien aufzugeben und damit die Kundeninvestitionen zu gefährden. Der Aktienkurs von Burroughs fiel, und die Finanzdecke war nicht groß genug, um den Deal mit einem besseren Angebot doch noch durchzuziehen. Nur die Ford Motor Company schlug zu - sie kaufte die Landmaschinentochter New Holland.

Bei seinem zweiten Anlauf hat sich Blumenthal Rückendeckung von einem Bankenkonsortium geholt. Unter Führung der Morgan Guaranty Trust Co., die unter anderem mit den Investmentbankern Lazard Freres & Co. zusammenarbeitet, wurde die Aktion generalstabsmäßig vorbereitet. Einschließlich einer Kreditzusage über 500 Millionen Dollar von Morgan und ebensoviel von der englischen Großbank National Westminster Bank Plc. erreicht die Kreditlinie von Burroughs jetzt drei Milliarden Dollar. Um die Mehrheit bei Sperry zu übernehmen, waren 33 Millionen Aktien zu dem Kurs von 70 Dollar erforderlich, also 2,3 Milliarden Dollar.

Das Angebot enthält eine Nichtigkeitsklausel für den Fall, daß dafür nicht genug Aktien zusammenkommen. Akzeptieren indes alle Teilhaber die Offerte, wären über vier Milliarden Dollar aufzubringen. Zusätzliche Liquidität könnte dann aus dem Verkauf von Sperry-Geschäftsbereichen kommen, die nichts mit Computern zu tun haben: Auf 1,5 Milliarden Dollar veranschlagt der Chairman den Wert dieser Divisions.

Der Kurs der Sperry-Aktie ging nach Bekanntwerden der Fusionspläne in die Höhe. Hatte er Anfang April noch um die 50 Dollar gelegen bewegt er sich nun in der Region über 70 Dollar; damit gilt die Aktie in Börsenkreisen zur Zeit als spekulativ überbewertet.

Das Sperry-Management wehrt sich inzwischen mit diversen Tricks gegen die Übernahme. So muß sich ein Gericht damit befassen, ob eine Verfügung aus dem Jahr 1913 die sich gegen die bei Addiermaschinen marktbeherrschende Burroughs Corp. richtete, auch hier angewendet werden kann. Dem juristischen Geplänkel räumen Insider allerdings wenig Chancen ein. Auch Verhandlungen mit Firmen, die man lieber als neue Mutter sähe, scheinen gescheitert zu sein.

Die Frage nach dem Vorteil einer Fusion bei Beibehaltung beider Produktlinien ist - auch wenn die Übernahme als sicher gilt - trotzdem nicht geklärt. Denn eine Rationalisierung würde sich nur ergeben, wenn in der Entwicklung, in der Produktion oder zumindest im Vertrieb zusammengelegt werden könnte. In den Vereinigten Staaten sehen Branchenbeobachter aber die Möglichkeit, daß die Abwanderung der Anwender von Rechnern dieser beiden Firmen in Richtung IBM gestoppt werden könnte.