Entwickler sollen Rundum-glücklich-Paket erhalten

Jetzt hat auch Oracle das Portalgeschäft entdeckt

16.02.2001
PARIS (mo) - Oracle steigt in das Geschäft mit persönlichen Portalen ein. Unter Oracle.com stehen Entwicklern Informationsangebote und Serviceleistungen von rund 160 Anbietern zur Verfügung. Allerdings ist das Unternehmen mit einem solchen Dienst spät dran - und die Konkurrenz groß.

Vier Millionen Besucher verzeichnet die Homepage von Oracle Corp., Redwood Shores, täglich; rund 1,4 Millionen Entwickler haben sich zum Beispiel für den Zugriff auf Produktinformationen registriert. Dieses Potenzial will der Datenbank- und Anwendungssoftwarehersteller nun nutzen: Professionelle Anwender sollen verschiedene Dienste über die eigenen Informationsangebote hinaus beziehen können.

Zu den Providern der rund 160 Services, die im individuell konfigurierbaren Informationsportal zur Verfügung gestellt werden sollen, gehören unter anderem "Financial Times", "CNN" und "New York Times". Aktienkurse gibt es direkt von der Nasdaq. Firmen- und Marktanalysen stellen die Yankee Group und Hurwitz bereit. Durch Personalisierung legt der Anwender fest, welche Inhalte er nach der Anmeldung sehen möchte.

"Es gibt bislang keine Website, auf der Business-Anwender alles erhalten, was sie brauchen", verkauft Mark Jarvis, Senior Vice President und Chief Marketing Officer bei Oracle, seinem Publikum auf der Pariser Veranstaltung Oracle Appsworld den Einstieg in das Portalgeschäft. Oracle ist um Differenzierung bemüht, denn Informationsportale gibt es im Web wie Sand am Meer. Consumer-orientierte Angebote etwa von Yahoo stehen neben Spezialdiensten, zum Beispiel Finanzinformationen, wie sie Banken oft vorhalten.

"Oracle ist nicht der erste Anbieter eines solchen Service", resümiert daher Gabriele Dobenecker, Program Director bei der Meta Group. Allerdings gesteht sie dem Datenbankhersteller zu, das breiteste Angebot vorzuhalten. Ein solches Portal sei ein erprobter Marketing-Ansatz, um bestehende Kunden an sich zu binden.

Obwohl Oracle bis Mai dieses Jahres bereits eine halbe Million registrierte Nutzer für seinen Service gewinnen will, möchte das Unternehmen damit zunächst kein Geld verdienen. Mittelfristig ist geplant, Basisfunktionen weiterhin kostenlos zur Verfügung zu stellen und zusätzliche Services gegen Gebühr anzubieten. Ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt der Softwareanbieter auch mit Sales.Oracle.com (zuvor Oraclesalesonline.com), einem Application-Service-Providing-Angebot für Vertriebsmitarbeiter. Darüber hinaus wird das Unternehmen künftig Support.Oracle.com betreiben - einen Online-Service für Supportmitarbeiter. Wie das Sales-Angebot basiert der Dienst auf den Komponenten für das Kundenbeziehungs-Management aus der "E-Business-Suite" von Oracle, den früheren "Applications". Anwender können damit Serviceanfragen aufnehmen, Aufträge verfolgen und nach Lösungen für ein Problem suchen.

Alte Version lebt längerOracle hat den Support für Applications, Version 10.7, bis Juni 2002 verlängert. Das erklärte Ronald Wohl, Executive Vice President Application Development bei Oracle. Ursprünglich sollte der Support Ende dieses Jahres auslaufen. Viele Anwender bevorzugen die alte Version, da sie zeichenbasierte Terminals als Endgeräte unterstützt. Noch auf der Konferenz der amerikanischen User Group im Oktober vergangenen Jahres hatte Wohl eine Verlängerung des Supports ausgeschlossen.