Wall Street Journal berichtet

Jeffrey Epstein wollte Bill Gates erpressen

22.05.2023
Von Redaktion Computerwoche
Der verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat nach Insider-Informationen des Wall Street Journal (WSJ) Microsoft-Gründer Bill Gates unter Druck gesetzt, als der eine Affäre mit einer russischen Bridge-Spielerin hatte.

Epstein soll Gates dem Bericht zufolge 2017 in einer Mail aufgefordert haben, die Kosten für einen Programmierkurs zu erstatten, an dem die Russin 2010 teilgenommen hatte. Es ging hier in Wirklichkeit nicht um den Geldbetrag, sondern darum, dass Epstein Gates unter Druck setzen wollte, indem er ihm klarmachte, dass er von dessen Affäre wusste und dieses Wissen gegen ihn verwenden konnte.

Auch nachdem seine Straftaten publik geworden waren, hat Jeffrey Epstein den Kontakt zu Prominenten gesucht.
Auch nachdem seine Straftaten publik geworden waren, hat Jeffrey Epstein den Kontakt zu Prominenten gesucht.
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Sprecherin betont: Gates war nicht erpressbar

Epstein versuchte zu dieser Zeit, Gates dazu zu überreden, sich an einem milliardenschweren Wohltätigkeitsfonds zu beteiligen, den der damalige Investment-Banker bei JPMorgan Chase einrichten und für den er kräftig Provision kassieren wollte. Eine Sprecherin von Gates sagte dem WSJ: "Mr. Gates traf sich mit Epstein ausschließlich im Zusammenhang mit philanthropischen Anliegen. Nachdem es Epstein wiederholt nicht gelungen war, Gates über diese Angelegenheiten hinaus zu etwas zu bewegen, hat er erfolglos versucht, eine frühere Beziehung auszunutzen, um Gates zu bedrohen."

Dass Gates Epstein auch dann noch traf, als der Investmentbanker bereits 2006 beschuldigt worden war, minderjährige Mädchen sexuell missbraucht zu haben und 2008 dafür zu einer anderthalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, wirft ein mehr als ungünstiges Licht auf den Microsoft-Gründer. In verschiedenen Interviews hat Gates sich dafür entschuldigt.

Schon im März 2005 hatten die Eltern eines vierzehnjährigen Mädchens in Florida Anzeige erstattet, weil Epstein es in seiner Villa in Palm Beach sexuell missbraucht haben soll. Der Fall zog rund dreizehnmonatige Ermittlungen nach sich, in deren Verlauf sich über 50 mutmaßliche Opfer bei der Polizei meldeten. Bei einer Durchsuchung von Epsteins Villa wurden zahlreiche Fotografien von minderjährigen Mädchen gefunden.

2008 bekannte sich Epstein dann schuldig, eine Minderjährige zur Prostitution aufgefordert und verführt zu haben. Später berichtete der Miami Herald über Dutzende weiterer Frauen, die angaben, von ihm missbraucht worden zu sein. Bei JPMorgan soll der Multimillionär zahlreiche Konten eingerichtet haben, mit denen er seine Opfer später entschädigte. Unter dem Vorwurf des sexuellen Menschenhandels wurde Epstein schließlich 2019 verhaftet. Noch im selben Jahr starb er unter mysteriösen Umständen in seiner Gefängniszelle: Die offizielle Todesursache Suizid durch Erhängen wird von Epsteins Anwälten angezweifelt.

Hat sich nach Angaben seiner Sprecherin nicht erpressen lassen: Microsoft-Mitgründer Bill Gates.
Hat sich nach Angaben seiner Sprecherin nicht erpressen lassen: Microsoft-Mitgründer Bill Gates.
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Verbrecherische Muster

Bill Gates sagte, er habe Epstein nur ein paar Mal getroffen, um über Philanthropie zu sprechen, was er bedauere und als Fehler bezeichnete. Die russische Bridge-Spielerin Mila Antonova lehnte es ab, sich zu Gates zu äußern, und sagte, sie habe nicht gewusst, wer Epstein war, als sie sich trafen. "Ich hatte keine Ahnung, dass er ein Krimineller war oder irgendwelche Hintergedanken hatte." Sie habe ihn für einen erfolgreichen Geschäftsmann gehalten, der nur helfen wollte. Sie fügte hinzu: "Ich bin angewidert von Epstein und dem, was er getan hat."

Das WSJ sieht in dem Fall ein Beispiel dafür, wie Epstein vorging. Er habe sich zwischen seiner Verurteilung 2008 und seinem Tod häufig mit Politikern, Geschäftsleuten, Wissenschaftlern und Prominenten getroffen und ihnen Gefälligkeiten angeboten, um später die geknüpften Verbindungen einschließlich privater Informationen für seine Zwecke auszunutzen. Bill Gates gehörte zu den bekanntesten Namen in Epsteins Kalender.

Noch von 2011 an soll Gates den WSJ-Informationen zufolge mehr als ein halbes Dutzend Treffen mit Epstein geplant haben, darunter auch ein Abendessen in Epsteins New Yorker Stadthaus, wie Dokumente zeigen. Im März 2013 sei der Microsoft-Gründer in Epsteins Privatflugzeug von New Jersey nach Florida geflogen, so das Journal mit Bezug auf Flugunterlagen. (hv)