Jedes zweite IT-Projekt scheitert

26.10.2004
Von Regina Bergdolt
Wenn IT-Projekte scheitern, liegt es in der Regel nicht an der Technik. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden vielmehr organisatorische Veränderungen sowie Team- und Kundenprozesse, die es zu steuern gilt.

Den Abgabetermin nicht eingehalten, das Budget überzogen, die angestrebten Funktionen nur teilweise eingeführt - im vergangenen Jahr sind 51 Prozent aller IT-Projekte gescheitert, 15 Prozent wurden abgebrochen. Das ist die Bilanz des aktuellen Chaos-Reports des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Standish Group, der jährlich untersucht, warum IT-Projekte fehlschlagen.

IT-Projekte sind vielschichtige Unternehmungen: Komplexe Anforderungen aus einer oft verzweigten Organisationsstruktur des Kunden werden an das Projektteam herangetragen. Dieses erstellt dann eine ebenso umfangreiche Softwareanwendung. Die Versuchung ist groß, mit immer aufwändigeren Modellen den Prozess in den Griff bekommen zu wollen. Leider ist der Effekt meist umgekehrt: Die Komplexität erhöht sich weiter.

Darum führen vor allem börsenorientierte Unternehmen Standards für das Risiko-Management in Projekten ein. Die SAP AG etwa hat auf gesetzliche Vorgaben aus den USA und Deutschland reagiert und ein "Corporate Risk Management Model" entwickelt. Zu Projektbeginn wird das Risiko eingeschätzt und im weiteren Verlauf durch den Projektleiter wiederholt überprüft.

Das beste Risiko-Management besteht allerdings darin, soziale und organisatorische Probleme im Projektverlauf auszuräumen. Schließlich zeigen Erfahrungsberichte und Befragungen von Projektleitern, dass technische Faktoren selten über Erfolg und Misserfolg von Projekten entscheiden. Wichtiger ist die Steuerung organisatorischer Veränderungen sowie der Team- und Kundenprozesse.

Risiko am Anfang abschätzen

Bereits an den Startvoraussetzungen und der Projektkonstellation lässt sich für erfahrene Projektleiter das Risiko gut abschätzen. Steht das Management wirklich hinter dem Projekt, oder interessieren nur "Schönwetternachrichten"? Plant und führt der Projektleiter mit Blick auf das Ganze, oder verliert er sich in Details? Reichen die Mittel für den gesamten Projektverlauf ? Ist der Projektumfang gerade bei einem Fixpreis überschaubar? Nicht selten überhören Projektleiter die hartnäckige innere Stimme, die Zweifel bei diesen Fragen anmeldet.