Jedes vierte IT-Projekt geht den Bach hinunter

12.07.2007
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Wie eine Studie von Infora belegt, liegen die größten Probleme in der Steuerung und im Controlling.

In den vergangenen zwei Jahren hat nur jedes fünfte Unternehmen mit seinen IT-Vorhaben wenigstens näherungsweise die angepeilten Ziele erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des Beratungshauses Infora GmbH, Köln, für die mehr als 300 Firmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 100 Millionen Euro befragt wurden.

Schäden in Milliardenhöhe

Der Studie zufolge haben ganze 19 Prozent der Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit mehr als 90 Prozent ihrer IT-Projekte vollständig und mit den gewünschten Ergebnissen abgeschlossen. Weitere 42 Prozent waren immerhin mit 75 bis 90 Prozent der Maßnahmen erfolgreich. Die restlichen 39 Prozent mussten zumindest jedes vierte Projekt als Flop verbuchen. Diese (Miss-) Erfolgsquote stellt auch den Mittelwert aller Befragungsergebnisse dar. Fünf Prozent der Befragten hatten in den vergangenen 24 Monaten offenbar nur eine Fifty-fifty-Chance, die jeweiligen Projektziele zu erreichen. "Hochgerechnet auf das gesamte Projektvolumen in Deutschland verbirgt sich dahinter ein wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe", beschreibt die Infora-Beraterin und Geschäftsstellenleiterin Anja Zimmermann die Konsequenzen aus den Umfrageergebnissen.

Die Gründe für das Scheitern sind zum einen darin zu suchen, dass sich die Anforderungen häufig noch während der Realisierung ändern. Zwei Drittel der befragten IT-Manager beklagten diese "beweglichen Ziele".

Aber ebenso schwer fallen schlechte Projektsteuerung und mangelhaftes Projekt-Controlling ins Gewicht. Drei von fünf der Befragten stellten sich hier selbst ein schlechtes Zeugnis aus.

Keine billigen Ausreden

Eine untergeordnete Rolle spielen dagegen Restriktionen bei den Budgets. Zu dieser wohlfeilen Erklärung nahmen jedenfalls nur 43 Prozent der Studienteilnehmer Zuflucht. Auch unzureichende Ressourcen oder Mängel bei den fachlichen Kompetenzen dienten nur jedem zweiten Unternehmen als Entschuldigung für Projektfehlschläge.

Angesichts dieser Ergebnisse empfiehlt Zimmermann, das Thema Projekt-Management ernster zu nehmen. Es sei "das Herz-Kreislauf-System der IT-Vorhaben" und deshalb von erfolgskritischer Bedeutung. Im Prinzip hätten die Unternehmen das auch erkannt, doch zögen sie in der Praxis noch zu selten die Konsequenzen daraus.

"Großes IT-fachliches Know-how bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch die erforderlichen Fähigkeiten für die Ausrichtung, Steuerung und Kontrolle von Projekten vorhanden sind", weiß die Beraterin. Projekt-Management verlange von den damit betrauten Mitarbeitern "ein Profil mit großem Planungs- und Koordinationstalent". Trotzdem übertrügen die Unternehmen das Management der Projekte häufig Mitarbeitern, die sich vor allem durch fachliche Spezialisierung auszeichneten. (qua)