IW: Betriebliche Weiterbildung wegen Strukturwandel stark aufgewertet:

Jeder zehnte Teilnehmer an DV interessiert

16.04.1982

KÖLN (nw) - Der technische Strukturwandel in den siebziger Jahren und der dadurch Ihn verursachte Anpassungsbedarf der beruflichen Qualifikation hat die betriebliche Weiterbildung stark aufgewertet. Dabei liegt die technische Weiterbildung mit 27 Prozent der Teilnehmer dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Köln, zufolge deutlich an der Spitze. Für DV speziell interessieren sich immerhin noch zehn Prozent.

Die Aufwendungen der Betriebe für die Mitarbeiterschulung haben sich in den siebziger Jahren von 2,1 auf acht Milliarden Mark knapp vervierfacht. Unter Berücksichtigung der Preissteigerungsrate betrugen die Weiterbildungsaufwendungen das Zweieinhalbfache des Wertes von 1971. Sie waren 1980 etwa viermal so hoch wie die von Bund, Ländern und Gemeinden.

Die große Vielfalt der Weiterbildungsaktivitäten der Betriebe erschweren eine Kostenerfassung jedoch erheblich. Immerhin läßt sich IW zufolge ein grober Kostenrahmen ziehen.

So fallen unter die direkten Ausgaben beispielsweise Personalkosten des Referenten, Sachkosten der firmeninternen Weiterbildung und Konen für externe Veranstaltungen. Indirekte Bildungsaufwendungen dagegen entstehen im Zusammenhang mit Maßnahmen während der Arbeitszeit. Dazu rechnen der Basislohn sowie die Personalzusatzkosten, zu denen beispielsweise anteilig die Kosten für Urlaub, tarifliche, gesetzliche und freiwillige Sozialleistungen zählen. Dabei haben sich, wie die Kölner Ausbildungsforscher betonen, die Aufwendungen der Unternehmen und Verbände der Wirtschaft für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter in den siebziger Jahren vervielfacht.

Daß dabei auch die Intensität der betrieblichen Weiterbildung zugenommen habe, werde deutlich, wenn man den Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen Jahren berücksichtige: Bei einem Erwerbstätigen-Minus von rund 930 000 haben sich die Weiterbildungsausgaben je Beschäftigten im Jahr von 167 Mark in 1971 auf 517 Mark in 19 80 gut verdreifacht.

Das Weiterbildungsangebot der Wirtschaft ist breit gefächert. Für die Technik interessieren sich dabei die meisten (27 Prozent der Teilnehmer), gefolgt von der kaufmännischen Weiterbildung (20)r der Führungskräftebildung (14) und der Datenverarbeitung mit zehn Prozent. Rund sieben Prozent der Teilnehmer nehmen an Veranstaltungen mit anderen Inhalten teil; hier überwiegen Fremdsprachen und Arbeitstechniken.

Insgesamt nahm fast jeder dritte Beschäftigte an einer betrieblichen Weiterbildungsmaßnahme teil. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl je Kurs oder Seminar lag bei 14 Personen und damit bei einer Größe, die nach Ansicht des IWs unter berufspädagogischen Gesichtspunkten als optimal anzusehen ist.

Diese vielfältigen Lern- und Trainingsinhalte machten deutlich, daß in der betrieblichen Weiterbildung eine Vielzahl unterschiedlichster Zielvorstellungen bestehe. Die inhaltliche Differenzierung jedoch, so warnen die Kölner, berge auch die Gefahr, die in einer übergreifenden Reglementierung der Weiterbildungsprogramme der unternehmerischen Wirtschaft liege. Rechtliche Normierungen und "Ordnungen" könnten immer nur im nachhinein die Inhalte festlegen. Sie würden nicht nur die Vielfalt der Weiterbildung zerstören, sondern sie auch als Instrument vorausschauender Personalpolitik entwerten.

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