Lagerhaus-Entwendungssystem

Jeder Diebstahl wurde gemeldet

12.03.1976

CHlCAGO - Möbel im Wert von einer halben Million Mark sind im Laufe von 18 Monaten durch Mißbrauch des computergesteuerten Kontrollsystems aus dem Lager Monroeville des amerikanischen Möbelhauses Wickes verschwunden. Das Unternehmen flog erst auf, als die Frau eines Angestellten - sie wartete darauf daß ihr Mann Feierabend machte - einen verdächtigen Verlade-Vorgang beobachtete und daraufhin die Polizei alarmiert wurde.

Inzwischen wurden zwölf ehemalige Mitarbeiter des Möbelhauses, darunter der frühere Lagermeister, festgenommen. Sie hatten Zugang zu den Listen gehabt, in denen für jedes Möbelstück die genaue Lagerposition angegeben war. Die Komplizen entwendeten und verkauften nicht nur einzelne Möbel, sondern vornehmlich ganze Zimmereinrichtungen. Sobald die fehlenden Stücke zur Auslieferung angefordert wurden, gaben sie am Terminal im Lager "misplaced" ein - die in der Firma übliche Antwort wenn ein gesuchtes Stück nicht gefunden wird. Da es in größeren Möbellagern relativ leicht vorkommen kann, daß ein Teil am falschen Platz landet, fielen die Misplaced-Meldungen nicht auf. In der Wickes-Zentrale in Chicago, wo die über Terminal eingegebenen Informationen aus den Außenstellen an einer IBM 370/158 zusammenlaufen, nahm man sie lediglich zur Kenntnis.

Vorübergehend Fehlanzeige

Die ungetreuen Mitarbeiter "fanden" das angeblich falsch eingelagerte Stück einige Zeit später wieder und meldeten das - scheinbar ordnungsgemäß - via Terminal an die Zentrale - sobald sie nämlich im Lager ein gleiches Stück entdeckt hatten, das dann seinerseits wieder "misplaced' war, wenn es später gebraucht wurde .

Der Staatsanwalt Nelson Cohen fragt sich jetzt, wie die an den Diebstählen beteiligten Lagerarbeiter und Lkw-Fahrer ohne Hilfe fremder DV-Spezialisten so geschickt mit dem Terminal umgehen konnten.

Wickes versicherte jetzt, man habe zusätzliche Sicherungen eingebaut: "Es ist höchstgradig unwahrscheinlich, das so etwas nochmals bei uns vorkommt." -py