Kolumne

"Jeden Tag werden es weniger"

20.08.1999

Da waren''s nur noch zehn - zehn Hersteller von Server-Systemen. Diese Zählung stimmt allerdings nur so lange, wie die angeschlagene SGI noch zu den eigenständigen Herstellern zu rechnen ist. Wie schnell dieser Status verlorengeht, zeigen die Beispiele von Data General (DG) und Sequent, die kürzlich von EMC beziehungsweise IBM übernommen wurden.

Im Gegensatz zu DG und Sequent konnte SGI in der Vergangenheit von seiner Spezialisierung auf den Grafik- und Animationssektor profitieren. Doch mit zunehmender Leistungsfähigkeit Intel-basierter NT-Workstations - die SGI seit anderthalb Jahren selbst im Programm hat und jetzt wieder abstoßen will - waren immer weniger Kunden bereit, trotz unbestreitbarer Leistungsvorteile teure SGI-Grafik-Workstations zu kaufen.

Außer den Problemen in diesem Marktsegment hatte SGI bis 1999 auch noch gegen Verluste und Marktanteilsschwund der 1992 übernommenen Prozessorschmiede Mips Technologies zu kämpfen. Ebenfalls keine Freude bereitete der 1996 getätigte Kauf des Supercomputer-Herstellers Cray, der im Zuge der angekündigten Reorganisation (siehe Seite 6) ebenfalls wieder verkauft werden soll.

Die Konzentration auf die drei Geschäftsfelder High-Performance-Systeme, Visual Computing und Breitband-Internet-Systeme läßt sich allerdings durchaus auch als Abschied von verlustbringenden Sparten interpretieren - mit einer herausgeputzten SGI läßt sich eben leichter auf Brautschau gehen.

Dieser Eindruck entsteht auch deshalb, weil das Unternehmen in dem von SGI-Boß Rick Belluzzo als so wichtig erachteten, aber nicht näher definierten Feld der Breitband-Internet-Systeme noch nichts vorzuweisen hat.

Ginge SGI in die Hände eines anderen Herstellers über - Spekulationen ranken sich um Dell und HP -, gäbe es nur noch neun eigenständige Anbieter. Mit einem solchen Deal ist sicher noch nicht das Ende der Konsolidierung unter den Hardwareherstellern erreicht. In Zeiten, in denen Größe in ist, die Gewinnspannen immer kleiner und die Prozessorplattformen immer uniformer werden, dürfte bis zur nächsten Übernahme nicht allzuviel Zeit vergehen. Doch etwas Gutes hat die Planierung der Hardwarelandschaft auch für den Anwender: Irgendwann löst sich das Problem der Heterogenität von selbst.