Quelloffener Java-Server

Jboss auf leisem Vormarsch

10.10.2003
MÜNCHEN (as) - Der quelloffene Java-Applikations-Server "Jboss" ist mittlerweile eine ernst zu nehmende Konkurrenz für kommerzielle Produkte wie "Weblogic" von Bea Systems oder "Websphere" von IBM. Nun muss der Support ausgebaut werden.

Die Popularität von Jboss zeigt sich nicht nur an den vielen Downloads von der Website www.jboss.org, die offiziell auf 150 000 im Monat beziffert werden. Vielmehr setzen auch immer mehr Unternehmen den Java-Server vor allem für Web-Anwendungen auf der Basis von Java Serverpages/Servlets produktiv ein. Zu den offiziellen Anwendern zählen Hewlett-Packard, Motorola, ABB, AMD, BASF, MCI, das US Department of State, Dow Jones Indexes und Siemens. Hinzu kommen Hersteller wie Abaxx oder Webmethods, die Jboss in ihre Produktarchitektur einbinden. "Es gibt kaum noch ein deutsches Unternehmen der Top 500, das Jboss nicht irgendwo im Einsatz hat. Diese Anwender machen dies jedoch nicht publik, weil sie darin einen Wettbewerbsvorteil sehen", behauptet Tobias Hartwig, Geschäftsführer des Dienstleisters Objectone aus Berlin. Dass Jboss bisher nicht den offziellen und teuren Kompatibilitätstests für Java unterzogen wurde und daher nicht von Sun zertifiziert ist, spielt nach seiner Erfahrung in der Praxis keine Rolle bei der Produktauswahl.

Jboss - und die ihm angeschlossenen Open-Source-Projekte - bietet laut Expertenmeinung nicht nur einen erheblichen Kostenvorteil durch entfallende Lizenz- und Wartungsgebühren, sondern kann sich auch technisch mit der Konkurrenz messen. So verwendet das aktuelle Release 3.2 ausschließlich Standard-APIs der Java 2 Enterprise Edition 1.3 (J2EE) und nutzte laut Hartwig als erstes Produkt die Java Management Extension (JMX) als einheitliche Schnittstelle zur Verwaltung von Java-Anwendungen. Daneben ist vorab eine Entwicklerversion von Jboss 4.0 erhältlich, die im Endausbau unter anderem die nicht verabschiedeten Spezifikationen J2EE 1.4 und Enterprise Javabeans 2.1 implementieren wird. Die Software beherrscht verteilte Transaktionen, Clustering und bietet einen Verzeichnisdienst gemäß der Universal Description, Discovery and Integration (UDDI) zum Auffinden von Web-Services. Außerdem ist ein Framework für aspektorientierte Programmierung geplant (siehe Kasten "Aspekte in Java").

Dienstleistungen, Beratung und Schulungen für Jboss sind hierzulande beispielsweise über kleine Firmen wie SP&M, Orientation in Objects, BTB oder den bisher einzigen zertifizierten Jboss-Partner Objectone zu beziehen. Zudem drängt die Jboss Group, der kommerzielle Arm des Open-Source-Projekts mit Sitz in Atlanta, nach Europa.

Reaktionszeiten und Zeitkonten

Geplant sind Repräsentanzen in sechs Ländern, darunter eine in Stuttgart, sowie der Aufbau eines Partnernetzes. Das Unternehmen will zudem eigene Dienste anbieten. Die Preise liegen zwischen 8000 und 40000 Euro im Jahr und errechnen sich nach der gewünschten Reaktionszeit und dem gewählten Zeitkontingent für lokalen und laufenden Online/Telefon-Support. Objectone hat vergleichbar gestaffelte Preise, bietet aber auch Hilfe für andere Open-Source-Produkte. So schlägt laut Hartwig beispielsweise ein Rundum-Support für Linux und alle Jboss, Tomcat und Java-Anwendungen bei einer Reaktionszeit von zwei Stunden mit 23000 Euro im Jahr zu Buche.

Aspekte in Java

Die Aspektorientierte Programmierung (AOP) soll beim Design und der Implementierung von objektorientierten Softwaresystemen helfen. Hierzu lassen sich mit Hilfe entsprechender Tools, die unter anderem Jboss, Bea Systems und IBM planen oder bieten, Eigenschaften und Anforderungen kapseln, die das System an mehreren Stellen beeinflussen und durchdringen (cross-cutting concerns) Beispiele sind:

- Sicherheitsüberprüfungen,

- dauerhafte Speicherung von Objekten,

- Synchronisation von Threads,

- Fehlerbehandlung,

- Optimierungen und bestmögliche Ausnutzung von Ressourcen sowie

- transparentes Caching von Daten.