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JavaOne: Bea übergibt Workshop teilweise an den JCP

25.03.2002
Bea Systems will wichtige Teile seines Weblogic Workshop über den Java Community Process zu offenen Standards machen. IBM äußerte bereits Interesse.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bea Systems kündigt zur Eröffnung der Sun-Entwicklerkonferenz JavaOne in San Francisco neue oder erweiterte Partnerschaften rund um seine kommende visuelle Entwicklungsplattform "Weblogic Workshop" (früherer Codename "Cajun") mit Webgain, Togethersoft, Flamenco Networks, Ipedo, Neo-Core, Allidex sowie Cap Gemini Ernst & Young an. Dadurch will sich das Unternehmen weiter vom J2EE-Rivalen (Java 2 Enterprise Edition) IBM absetzen.

Viel interessanter aber ist die Tatsache, dass Bea einem Bericht von "Computerwire" zufolge Kernfeatures seines neuen Frameworks, das im Juli dieses Jahres debütieren soll, dem Java Community Process (JCP) übergeben und damit zu offenen Standards machen will. Konkret geht es um Files, Controls und Prozess-Management von Java Web Service (JWS), die Entwicklung mit Point-and-Click erst möglich machen.

Die JWS Files sind ein standardisiertes Set von JavaDoc-Annotationen. Mit diesen können Entwickler anstelle manueller Programmierung festlegen, wie ihr Code geschaffen und eingesetzt werden soll. Sie laufen in der Ablaufumgebung von Weblogic Workshop und werden dort zu den nötigen EJBs (Enterprise Javabeans), Message Queues und anderen J2EE-Ressourcen kompiliert.

IBM hat bereits sein Interesse an dieser Technik geäußert und könnte diese unter Umständen auch in sein "Websphere" übernehmen. "Wir schauen uns ganz genau an, was sie damit machen. Vielleicht übernehmen wir das", erklärte Marketing Manager Scott Cosby. Mit nach neuesten Zahlen ebenfalls 34 Prozent Marktanteil bei J2EE-Appservern (Computerwoche online berichtete) ist Big Blue Beas wichtigster Konkurrent im Kampf um Marktanteile. Apropos: Bea hatte die Armonker in der vergangenen Woche mit einem mehrjährigen Unternehmens-Lizenzdeal bei Credit Suisse First Boston ausgebootet.

Bea äußerte sich zuversichtlich, trotz der teilweisen Öffnung von Weblogic Workshop seinen technischen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb aufrecht erhalten zu können - nicht zuletzt dank der unlängst angeheuerten Koryphäen Adam Bosworth (Vice President Engineering, Ex-Crossgain) und Tod Nielsen (Chief Marketing Officer, Ex-Microsoft). Kommende Versionen sollen zudem Tools für Application Presentation und das Management von Geschäftsprozessen bieten. "Wir sind der Konkurrenz ein bis anderthalb Jahre voraus. IBM könnte uns nicht einholen, selbst wenn sie das wollten. Tod Nielsen und Adam Bosworth kennen die Tools besser als irgendjemand sonst", glaubt beispielsweise Senior Product Manager Eric Stahl.

Stephen DiFranco, Marketing-Chef beim Partner Webgain, rückt die Sache etwas zurecht. "Das ist ein Weg, um Visual-Basic-Programmierer auf Java zu locken. Deswegen werden sich aber nicht die Java-Houses an der Wall Street gleich auf Workshop stürzen. Es ist ein Weg, um Web-Services visuell miteinander zu verdrahten." Das Produkt werde aber dank seiner einfachen Entwicklungstechniken den Markt für Appserver-Entwickler erweitern. Allerdings fehlten dem Weblogic Workshop aus Unternehmenssicht Highend-Features wie ein ausgefeiltes Application Modeling. (tc)