Weitere Vorstöße in vertikale Märkte

Java-Strategie soll Oracle Türen zur Finanzwelt öffnen

17.01.1997

"Vor drei Jahren hätten wir uns an einer vergleichbaren Veranstaltung noch nicht beteiligen können", erklärte Oracle-Manager Robert Cullen bezüglich eines Kongresses, bei dem sich New Yorker Banker und Analysten vor wenigen Tagen im World Trade Center trafen. Inzwischen hat der Hersteller jedoch einiges vorzuweisen, um das bislang vom Konkurrenten Sybase dominierte Zentrum der Finanzwelt anzugehen. Cullen, der für dieses Branchensegment zuständige Direktor bei Oracle, stellte dem Fachpublikum zahlreiche Neuerungen in Aussicht. Rund 180 Third-Party-Entwickler und Consulting-Firmen hätten sich bislang zur Network Computing Architecture des Herstellers bekannt. Im Laufe dieses Jahres würden zahlreiche Spezialanwendungen etwa für das Treasury und den Aktienhandel mit entsprechenden Dienstleistungen entstehen.

Diese Entwicklung sei aufgrund der Java- und Objektunterstützung möglich geworden, die sich künftig durch Oracles gesamte Three-tier-Systemarchitektur ziehe. Als Beispiele werden der für Februar vorgesehene Corba-kompatible "Web Application Server 3.0" genannt, der auf Electronic Commerce spezialisierte und ab Anfang April verfügbare "Apollo Merchant Server" sowie das zur Jahresmitte erwartete Flaggschiff des Unternehmens "Oracle 8".

Bezüglich der Connectivity-Verfahren setzt das im kalifornischen Redwood City ansässige Unternehmen auf J/SQL, ein in Java eingebettetes SQL. Über Java Database Conectivity (JDBC) sollen sich leichtgewichtige Front-ends ohne den Umweg über Middleware direkt mit Ap- plikations-Servern verbinden lassen.

Marktbeobachter geben Oracles Branchenvorstoß gute Chancen, da die Finanzwelt aufgrund der Globalisierung der Märkte derzeit vor einem Wechsel ihrer IT-Strukturen steht. Insofern würden auf Sybase schwere Zeiten zukommen, zumal sich die Informix Inc. mit ihrem Objekt-Handling via Datablade-Technik ebenfalls für diese Zielgruppe gerüstet hat.

Welche Bedeutung die vertikale Expansion für Oracle hat, zeigt sich auch daran, daß der Hersteller keine Ressourcen scheut, um nahezu zeitgleich in der pharmazeutischen Industrie Tritt zu fassen. Von den geplanten "Pharmaceutical Applications" wird zunächst das Modul "Clinical" ausgeliefert, mit dem das Daten-Management klinischer Testreihen in weltweit operierenden Konzernen unterstützt wird.

Die Applikation ist bereits bei den Entwicklungspartnern Genentech und Hoffmann-La Roche implementiert und soll zum Basispreis von 10000 Dollar plus 15000 Dollar pro aktive Benutzerlizenz verkauft werden.