Software-Produktion in aller Stille seit 1982 verdoppelt:

Japaner stärken ihre Position im Markt

26.09.1986

WASHINGTON D.C. (vwd) - Irritiert bemerken derzeit US-Unternehmen, daß ihnen japanische Produzenten neuerdings auch das Geschäft mit Anwendungsprogrammen streitig machen wollen. Bislang war in der US-Geschäftswelt der Glaubenssatz verbreitet, die Japaner könnten im Softwaremarkt schon allein wegen sprachlicher und kultureller "Handicaps" nie zu einer ernsthaften Konkurrenz werden.

Seit einiger Zeit verkaufen mehrere japanische Hersteller ñ darunter Hitachi und Stella Systems aus Tokio ñ Software in den Vereinigten Staaten, und dies offensichtlich mit Erfolg. So sei beispielsweise abzusehen, daß Stella Systems bereits im ersten Jahr auf dem US-Markt Programme im Wert von zwei bis drei Millionen Dollar absetzen werde. Teilweise ist nach Informationen des Nachrichtendienstes vwd sogar geplant, die fernöstliche Software über amerikanische Partner zu vertreiben. Bereits vor einigen Monaten habe Hewlett-Packard (HP) mit dem japanischen Unternehmen Zuken einen Marketingvertrag geschlossen, demzufolge HP Pakete seines Geschäftspartners in den USA vertreiben soll.

Was den Amerikanern vor allem Sorge bereitet, ist die Tatsache, daß die Japaner durch ihre Produktionsmethoden Software derzeit wesentlich günstiger offerieren können. Ein von Hitachi angebotenes Anwendungspaket für 1950 Dollar sei zum Beispiel bei US-Unternehmen, die vergleichbare Softwareprogramme herstellen, nicht unter 2700 Dollar zu haben. Marktbeobachter rechnen damit, daß es demnächst zu beträchtlichen Preiskämpfen kommen wird. In aller Stille habe Japan zwischen 1982 und 1985 seine Softwareproduktion auf zirka fünf Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.

Vertreter des US-Handelsministeriums erwarten, daß Japan spätestens in den 90er Jahren zum Hauptkonkurrenten der Vereinigten Staaten im Softwaregeschäft werden könnte. Dabei fürchten US-Firmen nicht nur um den heimischen Markt. Für das Wirtschaftsmagazin Forbes steht bereits fest, daß die Japaner auf dem schnell wachsenden pazifischen Markt demnächst eine Führungsposition einnehmen werden: Im ganzen asiatischen Raum, so das Magazin, gründen japanische Unternehmen derzeit Software-Joint-ventures.