Japaner nutzen Mainframe-CMOS-Chips und Power2-Systeme IBM und Hitachi kooperieren bei S/390- und Power-Technologie

06.05.1994

MUENCHEN (CW) - Die IBM Corp. hat einen weiteren Schritt getan, um ihre Technologie am OEM-Markt zu etablieren. Eine Vereinbarung mit der Hitachi Ltd. sieht vor, dass die Japaner zum einen Varianten des in Boeblingen entwickelten CMOS-S/390-Prozessors fuer eigene Mainframes nutzen werden. Zum anderen wird Hitachi in Japan IBMs massiv-parallele und unter AIX laufende "SP2"-Rechner vertreiben. Moeglicherweise setzen die Japaner darueber hinaus den Power-PC- Prozessor in zukuenftigen Rechnern ein.

Die Vereinbarung zwischen den beiden Grossrechnerkonkurrenten entbehrt insofern nicht der Pikanterie, als Hitachi auch eine Kooperation mit Hewlett-Packard (HP) betreibt und an einem Parallelrechner mit PA- RISC-Prozessoren arbeitet.

Dieses System werde man, zitiert der britische Brancheninformationsdienst "Computergram" die Japaner, im Wissenschaftsbereich einsetzen. Demgegenueber wolle man mit IBMs SP2-Maschinen den an kommerziellen Anwendungen interessierten Benutzer ansprechen. Wie "Computergram" weiter meldet, sehe man AIX in traditionellen Mainframe-Kreisen unter den verschiedenen Unix-Derivaten als am ehesten auf kommerzielle Anwendungsbeduerfnisse ausgerichtet.

Die Vereinbarung bezueglich der Uebernahme der S/390-CMOS- Prozessoren sieht vor, dass IBM zukuenftige Versionen der CPUs an Hitachi liefert. Die Chips sind insofern modifiziert, als ihr Mikrocode das Hitachi-eigene MVS-Derivat "VOS3" enthaelt. Allerdings werden die Mainframes auch unter MVS/ESA laufen. Hitachi-Grossrechner mit S/390-CPUs sollen ab 1996 entwickelt, produziert und vermarktet werden.

Beide Unternehmen diskutieren ferner ueber Kooperationen im Hinblick auf IBMs zweigeteilte RISC-Architektur: Neben der in den SP2-Systemen genutzten Power2-Technologie geht es bei den Ueberlegungen einerseits um die Formulierung von Schnittstellen- Standards, andererseits um die gemeinsame Entwicklung und Produktion von Systemen und Komponenten.

Darueber hinaus denken die Amerikaner und Japaner daran, Middleware und Applikationssoftware gegenseitig zu lizenzieren und zu portieren. Hitachi wird der offiziellen Presseerklaerung der IBM zufolge zudem "zukuenftige Potentiale der Power-PC-Technologie ergruenden, um diese als eine der von ihr genutzten RISC- Architekturen" zu verwenden.