Mobile-Internet-Standard I-Mode soll auch Europa erobern

Japaner erklären WAP den Krieg

16.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Steht das Wireless Application Protocol (WAP) vor dem Aus? Während das Verfahren in Europa noch mit Startschwierigkeiten kämpft, hat der Konkurrent I-Mode in Japan bereits Fuß gefasst. Dessen Anbieter NTT Docomo plant eine Ausdehnung des Mobile-Internet-Standards auf Europa.

In Japan genießt I-Mode eine deutlich größere Popularität als WAP. Wie die dortige Regierung bekannt gab, besitzen etwa 70 Prozent der japanischen Mobilfunknutzer ein I-Mode-Handy. Die Technik hat den Vorteil, dass sie Sites auf Basis von HTML voraussetzt. WAP dagegen benötigt Sites, die in Wireless Markup Language (WML) geschrieben sind. Mit anderen Worten: Existierende Websites lassen sich einfacher an I-Mode anpassen als an WAP.

Mit einer Investition von fünf Milliarden Euro in die Mobilfunkeinheit der niederländischen KPN hat NTT jetzt auch einen Brückenkopf in Europa. Bis der Deal endgültig unter Dach und Fach ist, weigert sich NTT allerdings, Einzelheiten über seine Pläne mit I-Mode preiszugeben. Es bestehen jedoch wenig Zweifel daran, dass der Carrier eine Konkurrenz zum WAP-Standard in Europa etablieren will. Das Marktforschungsunternehmen Ovum bezeichnete die bisherige Entwicklung von WAP als enttäuschend. Es bestehe die Gefahr eines Rückschlags für die Technologie.

Obwohl WAP durchaus über einen gewissen Rückhalt in der Industrie verfügt, halten einige Hersteller sich noch alle Optionen offen: Beispielsweise entwickelt Ericsson Telefone, die HTML und WML verstehen. In Japan macht NTT bereits kräftig Umsatz mit I-Mode. Teilnehmer investieren laut "Wall Street Journal" etwa ein Drittel so viel Geld in das Laden von Internet-Inhalten wie in normale Telefongespräche. WAP-Handys mangelt es noch an ansprechenden Anwendungen, sie kämpfen mit technischen Problemen und der Knappheit der Endgeräte.

Kritiker weisen darauf hin, dass NTT Docomo in Japan über eine große Benutzerbasis verfügt, in Europa aber noch nicht. Außerdem sei I-Mode in Japan zwei Monate vor WAP auf den Markt gekommen. Nach Angaben des WAP Forums hat das Verfahren ein Handicap: Es basiert auf NTTs Personal-Digital-Cellular-Netz und muss für die europäischen GSM-Netze speziell angepasst werden.