IBM-kompatible US-Hersteller auf verlorenem Posten:

Japaner beherrschen PCM-Segment

08.06.1984

MÜNCHEN (CW) - Nur geringe Aussichten haben auf Dauer die US-Hersteller von IBM-kompatiblen Großrechnern. Die Zahl der in diesem Geschäft tätigen Gesellschaften hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verringert. Das Magazin "Business Week" räumt lediglich den japanischen PCMs (Plug Compatible Manufacturers) einige Überlebenschancen ein.

Dabei besteht das Problem weniger in der mangelnden Nachfrage nach den kompatiblen Produkten. Vielmehr nimmt IBM den PCMs mit gezielten Preissenkungen den Wind aus den Segeln. 1983 betrug der Anteil der in den USA gefertigten steckerkompatiblen Systeme etwa 15 Prozent des Gesamtmarktes für IBM-Großrechner. l979 hielten die "alternativen" Hersteller noch 27 Prozent. Auch künftig wird der Marktanteil der kompatiblen Geräte nach Ansicht von Kenneth A. McPherson von der International Data Corporation bei rund 15 Prozent liegen.

Nur würden diese Systeme in zunehmendem Maße nicht mehr aus den USA, sondern aus Japan kommen. Eine Vielzahl der von US-Unternehmen angebotenen Rechner seien bereits heute "verkappte Japaner". National Advanced Systems beispielsweise verkaufe Hitachi-Modelle, die Amdahl-580-Serie käme von Fujitsu. Neben dem direkten Preiskampf mache sich jetzt auch eine veränderte Vertriebsstrategie bemerkbar, indem Big Blue nunmehr ebenfalls Mengenrabatt biete.

Der Hauptgrund, daß die kompatiblen Mitbewerber gegenüber dem Marktführer so stark zurückgefallen sind, liegt vor allem in den immens gestiegenen Kosten für die Entwicklung neuer Computergenerationen. Seit 1975, als Gene M. Amdahl den ersten IBM-kompatiblen Großrechner anbot, haben sich die Entwicklungskosten verzehnfacht. Dadurch beträgt die Gewinnmarge der Amdahl Corp. beispielsweise heute weniger als 5 Prozent, während das Unternehmen vor neuen Jahren noch 15 Prozent einfahren konnte. Parallel dazu läuft ein von IBM unterstützter Prozeß, die Produktzyklen ständig zu verkürzen.

Für den zukünftigen Erfolg von Hitachi und Fujitsu sprechen im wesentlichen drei Gründe:

- Der Inlandsmarkt ist für IBM-kompatible Rechner sehr aufnahmefähig.

- Beide Konzerne verfügen über ein gut ausgebautes internationales Vertriebsnetz.

- Die Japaner können auf eine eigene Halbleiterfertigung zurückgreifen.